Khruangbin & Leon Bridges – Texas Moon

Khruangbin & Leon Bridges
(c) Pooneh Ghana

Die erste Zusammenkunft von Khruangbin und Leon Bridges war ein voller Erfolg: „Texas Sun“ festigte eine auf Tour entstandene Freundschaft in vier entspannten und zugleich mitreißenden Kapiteln, die den Sound beider Parteien maßgeblich beeinflusste. Es gibt allerdings noch mehr Material, teils zu Beginn der Sessions, teils mit Verspätung fertiggestellt. Bridges nennt das Ergebnis introspektiver, für Khruangbin-Bassistin Laura Lee fühlt es sich nächtlicher an. Entsprechend heißt diese zweite gemeinsame EP „Texas Moon“.

„Doris“ handelt von Bridges‘ Großmutter, die von einer Welt in die nächste übergeht – ein Zeichen des gegenseitigen Vertrauens, dass dieses sensible Thema in ein kollaboratives Umfeld eingebracht wurde. Der wunderbar düstere, wuchtige und zugleich reduzierte Track lebt von Khruangbins meditativem Arrangement, das Bridges die perfekte Bühne für seine Zeilen gibt. „B-Side“ war hingegen einer der ersten gemeinsamen Tracks, aus einer Jam-Session im Halbkreis entstanden. Funky, sexy, verdammt lässig, auf eine zurückgenommene Weise fast schon tanzbar – eine neue Facette, so stilvoll wie verführerisch.

Hingegen fand sich „Chocolate Hills“ erst gegen Ende der Sessions. Ein Herz für Minimalismus und absolute Reduktion holt Blues und Soul in den Vordergrund, ohne jedoch die vertrauten Khruangbin-Vibes zu ignorieren. Auch „Father Father“ nimmt sich zurück und betont die Gospel-Wurzeln beider Parteien – zart, mit Tiefgang, sehr gefühlvoll arrangiert. Die luftigen Leerstellen machen den Track erst richtig stark. Hingegen überrascht das abschließende „Mariella“ mit dichteren Texturen, mit geradezu verspielten Melodien, mit der Suche nach der perfekten Stimmung mitten in einem weiteren erhabenen Moment.

Tatsächlich trägt „Texas Moon“ mehr Nachdenklichkeit in sich, nimmt sich zurück und konzentriert sich auf das Wesentliche im weiten Vibe-Kosmos. Abermals finden Khruangbin und Leon Bridges grandios zueinander. Es mag vielleicht nicht das erhoffte Album geworden sein, dafür eine weitere Kurzgeschichte, wie es dieses Kollabo-Quartett so treffend nennt. Ungewöhnlich federnde Schwere trifft auf vertraute Leichtigkeit, auf zeitlose Jams und einen Sänger, der sich um frische Ansätze bemüht. Ein zweites Mal leuchtet Texas gleißend hell auf, selbst am Nachthimmel.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 18.02.2022
Erhältlich über: Dead Oceans (Cargo Records)

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