Thees Uhlmann & Band – 100.000 Songs Live in Hamburg

Thees Uhlmann & Band
(c) Sebastian Igel

Die große Album-Rückkehr vor gut drei Jahren fiel mit „Junkies und Scientologen“ mächtig aus, die dazugehörige Tour musste jedoch jäh unterbrochen werden: Thees Uhlmann hatte sich das bestimmt anders vorgestellt und spielte, sobald es ging, erste Gigs in kleiner, später wieder in kompletter Besetzung. Letzteres wurde umfassend als Doppel-CD und Dreifach-Vinyl dokumentiert, geschmückt mit alten und ganz alten Songs. „100.000 Songs Live in Hamburg“ ist ein Triumphzug mit einem bestens aufgelegten Storyteller und einer nicht minder bestechend starken Band.

Storyteller, das hängt nicht nur mit den Songs an sich zusammen, sondern auch mit den kleinen und großen Geschichten, die Uhlmann dazwischen erzählt (besonders stark: die kleine Tochter, die ungern nachgeäfft wird). Sie alle führen nahtlos in insgesamt 23 Tracks ohne Ausfall oder Durchhänger. Der mächtige Stream of Consciousness „Junkies und Scientologen“ klingt hier besser denn je, Mitschrei-Part inklusive. Das Publikum wird gerne mal zum zusätzlichen Instrument, siehe und höre die starke Version von „Zugvögel“. Im fieberhaften „Katy Grayson Perry“, eine prima Wahl als Vorbote, tropft der imaginäre Schweiß von der Decke, wenn die Band den Punk entdeckt und nach vorne prescht.

Natürlich sind alle Hits am Start, darunter der unvermeidbare Opener „Fünf Jahre nicht gesungen“, das pulsierende „Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“ sowie „& Jay-Z singt uns ein Lied“, aber auch Schätze aus Uhlmanns früherem Leben. Tomte-Songs dürfen und müssen weiterhin gefeiert werden. „Ich sang die ganze Zeit von dir“ ist immer noch großartig, „Die Schönheit der Chance“ ein perfektes Finale und „Schreit den Namen meiner Mutter“ frontale Emotionalität der besten Sorte. Aber auch Schätze wie „17 Worte“, dessen steter Limbo belebt, das herrlich verschmitzte „Ich bin der Fahrer, der die Frauen nach Hip Hop Videodrehs nach Hause fährt“ oder das sich gekonnt steigernde „Römer am Ende Roms“ bleiben im Ohr.

Eigentlich würde es vollkommen ausreichen, einfach nur die Tracklist runterzubeten, so großartig ist diese Sammlung geworden. Verdammt stark durchgespielt, keine Schwachstellen in der Setlist, Schätze aus der Vergangenheit und beste Stimmung machen diese zwei Stunden zu einem Muss. Aber nicht nur das, an „100.000 Songs Live in Hamburg“ gibt es einfach nichts auszusetzen. Alleine schon die Präsentation, der Sound – Band und Publikum wunderbar zu hören, gerne mal als Einheit – sorgen für Begeisterung. Uhlmann gibt den unfassbar starken Entertainer, seine Mitstreiter zeigen sich hervorragend aufgelegt … Herz, was willst du mehr? Diese Art von Live-Album hat man absolut vermisst.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 02.12.2022
Erhältlich über: Grand Hotel van Cleef (Indigo)

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