Speck – Eine gute Reise

Speck
(c) Benni Seidl

Die aus einem Zufall entstandenen Speck – nach dem Ausfall einer Band wurden kurzfristig die drei Musiker*innen für eine Jam-Session eingeladen, das Trio war geboren – zählen ohne Frage zu den heißesten Kraut-, Psych- und Space-Aktien der letzten Jahre. Ihr erstes Album landete einen Volltreffer, eine 23minütige, mitgefilmte Live-Improvisation machte sich später auf einer Split-Platte breit. Mit Tonzonen wurde zudem eine perfekte Heimat für die instrumentalen Ausflüge durch Raum und Zeit gefunden. „Eine gute Reise“ sucht und findet große Kunst.

„Krautobahn, unbegrenzt“ landet alleine schon als Titel einen Volltreffer und umreißt zugleich den Sound prima. 13 Minuten lang arbeiten Speck die feinen Details eines treibenden, motorisierenden Jams aus, der seinen Ausgang im Kraut-Sektor nimmt, seine Fühler jedoch mehr und mehr ausstreckt. Fuzzige Gitarre, spacige Echoes, erstaunliche Härte und die obgliatorische Portion Psych nehmen keine Gefangenen. Das vergleichsweise meditative „Kosmischer Regen“ geht es hingegen deutlich gemütlicher und reduzierter an, verzichtet auf große Sprünge und intensiviert stattdessen seine anfangs noch zaghaften Schleifen immer weiter.

Die B-Seite weist mit „Raumgenerator“ einen weiteren XXL-Riesen auf, erstaunlich launisch, nahezu unvorhersehbar. Wiederholt schwillt das Geschehen an, legt sich mit den Wolken an, und findet aus dem Nichts zu unheilvoller Idylle. Es bleibt allerdings bei diesem Auge des Sturms, denn im Anschluss findet die Solo-Gitarre zu wunderbar schroffen Highlights. „Das Geisterschloss am Strand“ beschließt die Platte und trägt tatsächlich etwas Unheimliches in sich. Nervöse Energie, mächtig Distortion und Effekte, ein musikalisches Spiel mit Ebbe und Flut, mittendrin ein schweißtreibender Stomper, bevor sich das Geschehen im Meeresrauschen verläuft – was für ein kathartisches Glanzlicht.

Binnen Sekunden vereinnahmt „Eine gute Reise“ und lässt nicht mehr los – bestimmt und zugleich unauffällig. Mit vertrauten und zugleich angenehm frischen Mitteln packen Speck zu und führen mitten in ihre packenden, magischen Jam-Welten. Kraut, Psych, Fuzz, Space – all das und noch viel mehr findet zu ellenlangen Giganten zusammen, die dennoch zu keiner Zeit langweilen. Gekonnter Spannungsaufbau und ein Ur-Verständnis für den perfekten Vibe statten diesen Zweitling aus. Speck faszinieren und reißen mit – starke Kost, vor der man einfach nicht loskommt.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 27.10.2023
Erhältlich über: Tonzonen Records (Soulfood Music)

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