interna – Nach außen konziliant

Neue Band mit ordentlich gemeinsamer Erfahrung: Die drei Musiker von interna kennt man zu je zwei Drittel von Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen und Sie kamen Australien, mit Bassist Lars Stuhlmacher als gemeinsamer Nenner. Wenig überraschend fällt die gemeinsame Band laut und energisch aus, zeichnet konkrete und zugleich abstrakte Bilder, während rundherum ein wilder musikalischer Mix zwischen Post Punk, Noise und Indie Rock tänzelt, ab und an sogar im wahrsten Sinne des Wortes. „Nach außen konziliant“ ist ihr fabulöser Einstand auf Albumlänge.
Alleine schon das eröffnende Trio spricht für eine Anschaffung dieses kleinen Leckerbissens. Das Riff von „König Getriebe“ wirkt tanzbar, funky und doch kratzbürstig. Nicht zum letzten Mal winken Gang Of Four und The Fall, während Steffen Frahms Charakterstimme mit seinen Versen einen Volltreffer nach dem anderen landet, bevor es in eine Art Mini-Refrain geht. „Am jüngsten Tag“ wirkt sogar noch hibbeliger und zeichnet ein herrlich schräges Bild von einer Apokalypse, die den Poetry Slam neben den Heiligenschein und die Bundeslade stellt. Das wunderbar grantige und hochgradig melodische „Autojugend Wolfsburg“ mit seinem wunderbar pulsierenden Basslauf brennt sich ebenso direkt ein.
Am anderen Ende des Albums wartet ein Mammutversuch, mit dem interna die freie musikalische Form zelebrieren. Stolze sechs Minuten nimmt „Ich will offen für dich bleiben“ in Beschlag. Simon Falks stoisches Drumming wird zum nahezu krautigen Motor, die Gitarrenmelodie geht ins Ohr, während im getragenen Tempo der lakonische Wortschwall regiert. Davor lauert „2nd Golden Age“, ein vogelwilder Noise-Punker, der mit der Tür ins Haus fällt, ins Wohnzimmer uriniert und den Kronleuchter durchs Fenster bugsiert. Schön ist auch „MGUS Young“, das mit seiner Reduktion aus dem Rahmen fällt und im Minimalismus nach einem Sinn sucht, der sich nicht offenbaren will.
Das Jahr neigt sich dem Ende zu und interna werfen ihren Hut in den Bestenlisten-Ring. Ihr Einstand ist keine bloße Post-Punk-Wundertüte, kein Indie-Wunderwerk, kein Noise-Nackenschlag, keine Discokugel. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, und sie ist wundervoll. Zehn funkelnde, gerne mal kauzige Perlen ergeben ein großes Ganzes, dem man sich kaum entziehen kann. Hörbare Chemie, mächtiges Songwriting, feine Melodien und wohlfeiler Wahnsinn ergeben „Nach außen konziliant“ – eine echte Schönheit, die ohne Frage zu den großen Highlights des Musikjahres zählt.
Wertung: 4,5/5
Erhältlich ab: 03.11.2023
Erhältlich über: Waldinsel Records (Broken Silence)
Facebook: www.facebook.com/internaband