The Iron Roses – The Iron Roses

The Iron Roses
(c) Ian Jared Bell

Nathan Gray hat wieder mal eine Band am Start, und dieses Mal ergab sich die Angelegenheit ganz organisch. Während der Tour zu „Rebel Songs“ wurde der Solo-Schauplatz erst einmal zu Nathan Gray & The Iron Roses, bis der Name der Hardcore-, Punk- und Rock-Legende komplett verschwand. Zugleich setzte Gray die Reise zum echten Selbst fort, was sich nicht nur in Style und Pronomen äußert. Von fünf überaus talentierten Musiker*innen begleitet, entstand ein erstes gemeinsames Album über (innere) Stärke und Selbstbestimmtheit, das schlicht und ergreifend „The Iron Roses“ heißt.

Gleich drei Stimmen – neben Gray mischen Becky Fontaine sowie Gitarrist Philip „Eugenius“ Smith an vorderster Front mit – verleihen dem Mix die nötige Würze. Die Kombination der Stimmfarben, in Verbindung mit punkigem Elan, holt schon mal Vertrautes aufs Tableau. Entsprechend erinnert das eröffnende „Screaming For A Change“ zunächst im besten Sinne an Against Me!, bevor man in Richtung Ska abbiegt. Der tanzbare, partytaugliche und dennoch überaus politische Mix geht sofort ins Ohr. Ähnliches gilt für „Justify The Lies“, eine weitere Single, die recht deutliche Worte wählt und zugleich große Hooks am laufenden Band ausspuckt.

Songs wie „Around & ‚Round“ finden selbst in düstersten Szenarien packende Melodien, ebenso das direkt in die Vollen gehende „Rebel Soul Sound“, das die Tanzschuhe qualmen lässt. Ein einziges Mal geht es über die Drei-Minuten-Marke, und dann gleich deutlich: „Revolution Summer“ bringt Politisches und Privates zusammen und entdeckt viele Arten der Revolution für sich. Man könnte meinen, Gray singt über die eigene Entwicklung, legt zugleich den Finger in die überdimensionale Wunde. Dezent melancholische Untertöne verraten, dass der Kampf noch lange nicht vorbei ist, und doch besteht Hoffnung. Es lohnt sich, für wichtige Dinge einzustehen.

Nach nur einer halben Stunde ist die Platte schon wieder vorbei, und das natürlich viel zu schnell. Dass es sich hier einst um die Blaupause eines Solo-Schauplatzes handelte, ist „The Iron Roses“ zu keiner Zeit anzuhören, denn die gleichnamige Band ist in eindrucksvoll kurzer Zeit eine solche geworden. Nathan Gray liefert eine von drei zentralen Stimmen und sorgt für kreativen Antrieb, doch ist das Ergebnis, dieser Einstand, definitiv die Summe der einzelnen Teile. The Iron Roses unterhalten und machen zugleich nachdenklich, dick eingepackt in mitreißende Punk- und Ska-Episoden. Schönes Ding.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 20.10.2023
Erhältlich über: Iodine Recordings / SBÄM (Broken Silence)

Website: www.ironroses.band
Facebook: www.facebook.com/TheIronRoses