Laura Jane Grace In The Trauma Tropes – Adventure Club

Zwei Einladungen nach Griechenland binnen sechs Monaten legen den Grundstein für ein grandioses Album: Laura Jane Grace reiste im Vorjahr wiederholt nach Südeuropa. Erst war sie von der Onassis Foundation eingeladen worden, das etwa 100 Jahre alte Gedicht „Walls“ von Constantine P. Cavafy für eine Kurzdoku zu vertonen, bevor es im Sommer ein Residency-Programm in Athen sein durfte. Gemeinsam mit (Noch?)-Ehefrau Paris Campbell Grace und diversen lokalen Musikern entstanden neue Songs. Und daraus wurde schließlich ein komplettes Album: „Adventure Club“, so der Spitzname für ihre hellenische Freundes- und Musikgruppe, kommt dem Against Me!-Sound so nahe wie lange nicht.
In dieser besonderen Atmosphäre spürte Grace erstaunlichen Rückenwind. So konnte eine Idee, die sie jahrelang erfolglos mit sich trug, erfolgreich abgeschlossen werden: „WWIII Revisited“, die Angst vor dem nahenden Dritten Weltkrieg, ist aktueller denn je. Der forsche, peitschende Punk-Rocker brennt sich sofort ein. In „Fuck You Harry Potter“ geht es nicht um J.K. Rowling (das wäre wohl zu offensichtlich), sondern um einen Typen, der die Protagonistin für Eddie Redmayne hielt. Daraus wurde dieser wütende, gallige Track, der ebenso hängen bleibt wie das herrlich frontale „Espresso Freddie“. Wer das ist, bleibt unklar, doch lässt die wütende Hymne nicht mehr los.
Bereits bei diesen Tracks fällt die richtig starke Zweitstimme aus: Wo der Beitrag von Paris Campbell Grace auf dem letzten Release noch Schwierigkeiten bereitete, finden die beiden Vokalistinnen nun fantastisch zusammen. Das zeigt sich auch in „Wearing Black“, wo Pride keine Parade, sondern einen Aufstand bedeutet. Den gab es auch, als „Your God (God’s Dick)“ bei einer Rally für Bernie Sanders gespielt wurde – aus dem vorhersehbaren Lager. Dabei steckt hinter den cleveren Lyrics viel mehr als ’nur‘ böse Four-Letter-Words, erklärt Laura Jane Grace: Wenn Gott mit männlichen Pronomen angesprochen wird, warum tut man sich dann bei Transgender-Personen so vermeintlich schwer? Das ist mindestens so stark wie der Abschluss, die eingangs erwähnte Version von „Walls“ mit faszinierender Melancholie.
In unter einen halben Stunde rattert diese Platte durch – eine der besten in der langen Karriere von Laura Jane Grace. Hieran gibt es kein Gramm Fett zu viel, zudem die vertraute Mischung aus purem Drive in Text und Ton. Gerade der insgesamt wieder punkigere, schroffere Sound bekommt dem Abenteuerklub richtig gut. Auch Paris Campbell Grace passt hier nun perfekt rein und liefert eine grandiose Performance ab, der perfekte Gegenpol zur Partnerin, wenngleich wohl leider nur eine Momentaufnahme. „Adventure Club“ darf mit Fug und Recht als Meisterwerk bezeichnet werden, als Überwerk von der ersten bis zur letzten Sekunde, als Fels in der Brandung, wichtiger und herzhafter denn je.
Wertung: 4,5/5
Erhältlich ab: 18.07.2025
Erhältlich über: Polyvinyl Record Co. (Rough Trade)
Website: www.laurajanegrace.com
Facebook: www.facebook.com/LauraJaneGraceofficial
