Laura Jane Grace – Hole In My Head
Neue Musik von Laura Jane Grace ist immer ein Grund zu feiern, ob mit Band oder solo. Im Sommer 2022 gab es eine Zäsur: Die Haare wurden abgeschnitten, um das langjährige Tätowier-Konzept abzuschließen und die Kopfhaut mit Rosen und den Flügeln eines Greifvogels zu versehen. Tattoo Artist Gakkin machte ihr eine handbemalte Gitarre als Geschenk, auf der sogleich ein Song geschrieben wurde. So kam nach und nach das Material für Graces neuesten Streich zusammen, das nun unter dem vielsagenden und letztlich doch gekonnt offenen Titel „Hole In My Head“ zum Landeanflug ansetzt.
Grace kümmerte sich um Gitarre, Gesang und Schlagzeug, für Bass und ein paar Backings kam Matt Patton von der Alternative-Country-Band Drive-By Truckers an Bord. Dem Track „Mercenary“, einer der ältesten Songs auf diesem Album, durfte er seinen Stempel aufdrücken, was nicht zu überhören ist. Der Roots-Sound kollidiert mit der rauen, kraftvollen Stimme der Protagonistin – mit Sicherheit ein hochspannender, unangenehm unerwarteter Kontrast. Den retrolastigen Rocksong „Birds Talk Too“ schrieb Grace, nachdem sie die eingangs erwähnte Gitarre erhielt – zwei kurzweilige, schmissige Minuten mit viel Kraft und Schmelz.
„Dysphoria Hoodie“ – der kleidsame Rückzugsort, wenn die Dysphorie besonders akut ist – geht kraftvoll nach vorne und spielt mit den Lyrics eines KoRn-Songs. Der eröffnende Titelsong „Hole In My Head“ nähert sich hingegen wieder Against Me! an, fährt mit Esprit rein und lässt hoffen, dass sich die legendäre Band doch wieder irgendwann findet. Im Herzen des Albums lauert mit „Cuffing Season“ ein echter Befreiungsschlag. Laura Jane Grace vertont das Gefühl, an einem neuen Ort ebenso erfolgreich Musik machen zu können. Das kraftvolle „Give Up The Ghost“ reduziert das Geschehen auf ein Minimum und geht als Kampfansage mitten ins Herz.
Nach deutlich unter einer halben Stunde ist leider schon wieder Schluss, doch ist in dieser kurzen Zeit selbstverständlich alles gesagt. „Hole In My Head“ setzt die Serie hochklassiger Solo-Releases fort, arbeitet mit alten und neuen Ideen, und zeigt zudem eine selbstbewusste Laura Jane Grace, die Stehvermögen und Durchsetzungskraft unter Beweis stellt. Noch mehr musikalische Bandbreite – von Punk und Rock über Folk bis hin zu Singer/Songwriter, Blues und Roots – und ein fantastischer, etwas überraschender Mitstreiter runden das Geschehen ab. Laura Jane Grace zeigt sich weiterhin in bestechender Form und kann gefühlt nichts falsch machen.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 16.02.2024
Erhältlich über: Big Scary Monsters (Membran)
Website: www.laurajanegrace.com
Facebook: www.facebook.com/LauraJaneGraceofficial