Laura Jane Grace – At War With The Silverfish

Laura Jane Grace
(c) Laura Jane Grace

Überraschungen von Laura Jane Grace sind stets willkommen. Auf diese unkonventionelle Weise tauchte bereits ihre erste echte Soloplatte mit Tracks, die ursprünglich für Against Me! gedacht waren, auf dem Radar auf. Nun legt sie mit einer EP nach, teils in ihrem eigenen Studio in Chicago, teils in St. Louis aufgenommen und von Devouring Mothers-Kollege Marc Hudson abgemischt. In sieben Kapiteln wandelt „At War With The Silverfish“ auf dem oftmals schmalen Grat zwischen Selbstzweifel und Selbstwertgefühl. Und das mit etwas mehr Strom als zuletzt.

Eine gewisse Verletzlichkeit zieht sich wie ein roter Faden durch diese EP und umklammert sie fest. Im eröffnenden „Three Of Hearts“ zerbrechen wertlose Herzen zum vielleicht reduziertesten Arrangement der gesamten Platte – nur Gesang und Akustik-Gitarre, mehr braucht es nicht. Im Gegensatz dazu wirkt „Yesterday Pt. II“ laut und verzerrt. „I know I sound insane“, diese wie ein Mantra wiederholte Zeile, verbindet Angst und Entschlossenheit zu einem Devouring-kompatiblen Track. Für „Lolo 13“ – ein Song über eine Liebe, die es nie gab – gibt es überraschende, beinahe poppige Zugänglichkeit, sachte Töne und Behutsamkeit zu lockerem Drum-Loop.

Davon ist in „Smug FuckFace“ relativ wenig zu hören, das verrät bereits der Titel. Eine weitere  weitestgehend akustische Episode nimmt eine Prise Folk mit und beschließt schließlich, einfach alles zu vergessen. Hingegen trifft „Electro-Static Sweep“ einen alten Freund nach langer Zeit und stürzt sich ein neugierigen Sog hinab, von cineastisch angehauchter, dramaturgisch wertvoller Instrumentierung entsprechend in Szene gesetzt. Davon will „Day Old Coffee“ nichts wissen, dockt in gut 70 Sekunden an punkigen Konzepten an und implodiert schließlich. Der vorwitzige Electro-Boogie „Long Dark Night“ findet sich in Chicago wieder und lässt die Gitarre gegen schräge Effekte ankämpfen.

„At War With The Silverfish“ schlägt die Brücke zwischen den Devouring Mothers und Graces erster echter Soloplatte – mit Erfolg und kuriosen Momenten, versteht sich. Tracks wie „Long Dark Night“ und „Electro-Static Sweep“ klingen anders als alles, was Laura Jane Grace bislang schrieb, und zugleich auch nicht. Dieser eigentümliche Spagat erzeugt tatsächlich hohen Unterhaltungswert, von gewohnt schroffen und doch mitreißenden, eingängigen Songs begleitet. Es ist letztlich eine weitere Facette in der langen, eindrucksvollen Karriere einer Vollblutmusikerin, die gerne immer und immer wieder überraschen darf.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 22.09.2021
Erhältlich über: Big Scary Monsters

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