Die Toten Hosen – Altes Fieber

Die Toten Hosen

Über die Bandgeschichte der Toten Hosen ließen sich ohne Frage ganze Bücher schreiben, wobei man kaum in Worte fassen kann, welch kulturelle Bedeutung sie für ihre Heimatstadt Düsseldorf und nicht zuletzt natürlich auch für Deutschland haben. Mit weit über elf Millionen verkauften Tonträgern, wahrlich unzähligen Gold- und Platin-Auszeichnungen sowie stets ausverkauften Tourneen gehören die Punkrocker um Frontmann Campino zweifellos zu den erfolgreichsten deutschen Bands aller Zeiten. Auch 2012 trafen sie mit ihrem Album „Ballast der Republik“ mal wieder exakt den Nerv der Fans, die es ihnen mit einer weiteren Nr. 1-Platzierung herzlich dankten. Die Leadsingle „Tage wie diese“ avancierte zum Stadionhit, Kritiker bemängelten jedoch die stellenweise zu sanften Töne. All das ändert sich nun mit dem Nachfolger „Altes Fieber“ radikal, wobei der Titel in der Tat wörtlich zu verstehen ist.

Gleich der Einstieg mit animierenden Drumbeats sowie den charakteristischen Gitarren-Riffs von Breiti und Kuddel wirkt gleichermaßen vertraut wie erfrischend. Textlich schwelgt man hier in Erinnerungen, blickt anhand alter Fotos, Geschichten und Musik wehmütig zurück und stellt schließlich fest, dass es immer noch dieselben Lieder sind, die alle miteinander verbinden. Was womöglich etwas dick aufgetragen klingt, wird durch Campinos sympathisch eigenwilligen Gesang sofort wieder wettgemacht und vermittelt ein Gemeinschaftsgefühl, wie es nur die Hosen authentisch rüberbringen können. Prunkstück des dreieinhalbminütigen Titels ist jedoch eindeutig der mitreißende Refrain, der dank brachialer Hook ordentlich nach vorne geht und das alte Fieber, das nach wie vor in den Rockveteranen kocht, nachvollziehbar zum Ausdruck bringt. Die freiwerdende Energie wird dabei über den Mittelteil bis hin zum Schlusschorus transportiert, der einer Aufforderung zum Stagediven förmlich gleichkommt.

Eine Botschaft soll mit diesem Song ganz gewiss ausgedrückt werden: Die Toten Hosen sind noch lange nicht am Ende; allein die Textzeile „In welchen Höhen und welchen Tiefen wir gemeinsam waren, drei Kreuze, dass wir immer noch hier sind“ belegt dies eindrucksvoll. Die üppige Ausstattung der Maxi-CD mit gleich vier exklusiven B-Seiten und illustren Titeln wie „Urlaub in Afghanistan“ stellt dabei einen ganz besonderen Kaufanreiz dar. Mögen ihre Lyrics auch massenkompatibler, das heißt weniger politisch und provokant, geworden sein, so spiegeln sie nach wie vor den Geist von gleich mehreren Generationen wider. Die Ausnahmestellung, die sie damit im deutschsprachigen Musikbusiness einnehmen, ist mit kaum einer anderen Band auch nur annähernd vergleichbar. Egal ob hart oder zart, die fünf Ur-Düsseldorfer bedienen nach wie vor mit größter Selbstverständlichkeit jedes Metier in souveräner Art und Weise. Und eines ist klar: Verbiegen ließen sie sich weder früher und nach 30 Jahren Bühnenerfahrung erst recht nicht mehr.

VÖ: 05.10.2012
JKP (Warner Music)

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