Massendefekt – Lass die Hunde warten

Massendefekt
(c) Thorsten Schmidtkord

Über die letzten beiden Jahrzehnte erspielten sich Massendefekt ihren verdienten Platz an der Deutsch-Punk-Sonne, schafften es mit ihren letzten Platten durchwegs in die Charts, waren Vorband für Legenden wie AC/DC und Die Toten Hosen. Mit ihrem neunten Studioalbum will das Quartett vor allem ein Zeichen setzen, denn auch, wenn alles schlecht ist, braucht man Hoffnung. „Lass die Hunde warten“ zeigt eine eingespielte Band, die sich bewusst entschied, wieder gemeinsam im Proberaum zu schreiben und vorzuproduzieren, so wie früher. Das macht sich hörbar bezahlt.

Songs wie „Pferdekotzen“, welche die typische Nachdenklichkeit des Quartetts sukzessive in Richtung Hymne verschieben, fahren durch Mark und Bein. Das Auseinanderleben tritt auf den feinsten Funken Hoffnung, getragen von einem wuchtigen Refrain. In „Nicht OK“ rückt die Gitarre sogleich an vorderste Front und betont das Gemeinsame. Selbst wenn alles doof ist, der Zusammenhalt bleibt – ein Song zum Pferdestehlen, wenn sich diese nicht gerade übergeben. „Tag am Meer“ hebt aus dem Nichts ab, nach einem herrlich getragenen Auftakt, und wagt den Ausbruch mit einer wahren Energieleistung.

Überhaupt glänzt dieses neunte Studiowerk durch seine Geschlossenheit. Da wären Tracks wie „Halt die Welt an“, die es schon mal in Richtung Westküste zieht, bevor sich eine weitere feine Melodie auftut und den nächsten großen Singalong einleitet. Hier sind Massendefekt wieder mehr Rock als Punk, bevor die Strophen das Tempo in die Höhe schrauben – ein einfacher wie genialer Kunstgriff. In der „Disko“ stehen die Zeichen auf Selbstbestimmung. Ist das Beste wirklich richtig? Ein kerniger, drückender Refrain findet mehr Fragen als Antworten. „Teufel“ spielt abschließend mit dem Feuer und rundet das Geschehen mit einem vorwitzigen Ohrwurm ab.

Dieser kleine Schritt zurück zu den DIY-Basics bekommt Massendefekt hörbar gut. Das Händchen für richtig gute Songs bleibt erhalten, unterstützt durch mehr Dreck und Energie. „Lass die Hunde warten“ schafft es vor allem, das Bühnengefühl besser als zuletzt einzufangen, geht ordentlich nach vorne und bietet hohen Unterhaltungswert. Unbestreitbar hoher Hit-Faktor, großartige Ohrwürmer und kantige Riffs geben sich die sprichwörtliche Klinke in die Hand, gehen ans Herz und ins Hirn. Selbst nach all diesen Jahren bleiben Massendefekt echte Garanten für Punk-Qualität mit Gefühl und zeigen sich in bestechender Form. Aufs nächste Jahrzehnt, mindestens.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 26.01.2024
Erhältlich über: MD Records (Warner Music)

Website: www.massendefekt.de
Facebook: www.facebook.com/Massendefekt