Keith Wallen – Infinity Now

Keith Wallen
(c) Courtney Dellafiora

Als Gitarrist, Songwriter und Solomusiker konnte sich Keith Wallen in den letzten 20 Jahren einen Namen machen. Einst Teil von Copper und Adelitas Way, war er erste Wahl für die Reunion von Breaking Benjamin vor zehn Jahren. Zudem schrieb Wallen Songs für und mit Saint Asonia, Red sowie Love And Death. Nebenbei unterhält der 44jährige US-Amerikaner eine spannende Solokarriere, die bislang ein Album und diverse Kleinformate abwarf. Der neueste Streich „Infinity Now“ klingt exakt so, wie man sich das angesichts der bisherigen Bands und Credits Wallens erwarten konnte.

Songs wie „Headspace Holiday“ erfüllen besagte Erwartungen besonders konzentriert – Alternative Rock mit metallischen Untertönen und eingängigen Vocals. Wallens angenehme Stimme sorgt für einen zusätzlichen poppigen Anstrich, ohne in seichte Gefilde abzudriften. Ähnliche Qualitäten bringt der Opener „Infinity“ mit, dem zugleich etwas Düsteres anhaftet. Wohlige Schwere ist einer der zentralen Begleiter dieser Platte, ebenso die zunehmend präsentere Elektronik. In „Crush Me“ stattet sie die Strophen aus, verleiht diesen einen poppigen Anstrich, während der große, entfesselte Chorus nicht zum letzten Mal an die Hauptband erinnert.

Ab und an wagt sich Keith Hallen bewusst weit hinaus, wie im unterkühlten „Don’t Fall Asleep“. Donnernde Drums, beklemmende Atmosphäre und radiofreundlicher Chic finden zusammen. „Strings“ hat hingegen stellenweise etwas von jüngeren Bring Me The Horizon, modern und hooklastig, ohne dabei auf die nötige Heavyness zu vergessen. Die ominöse Power-Ballade „Dear Feather“ geht unter die Haut, wirkt in manchen Momenten wie ein Klagelied und wächst über sich hinaus. Wer hingegen die Wucht Wallens zu schätzen weiß, bekommt das kathartische „Nemesis“ serviert.

Zeitweise könnte man meinen, Everything Everything hätten den US-Modern-Rock zu Beginn des neuen Jahrtausends für sich entdeckt, und das ist nun wahrhaftig keine uninteressante Vorstellung. Über weite Strecken serviert Keith Wallen ziemlich genau das, was sein Songwriting auszeichnet: dicke Riffs an der Rock-Metal-Grenze, beklemmende Düsternis, aber auch hymnische Schwere. Dass „Infinity Now“ ebenso gerne Pop und Elektronik zulässt, mit den Indie- und Alternative-Labels spielt, und trotz gerne mal großer Refrains nie in die Falle der Belanglosigkeit tappt, zeichnet diese Platte aus. Wallens Zweitling ist rau und vertrackt, eingängig und komplex, düster und hymnisch – eine attraktive Song-Sammlung, die nicht mehr aus dem Ohr geht.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 03.05.2024
Erhältlich über: Rise Records

Website: keithwallen.com
Facebook: www.facebook.com/KeithWallenMusic