Pet Shop Boys – Nonetheless

Pet Shop Boys
(c) Alasdair McLellan

Nach zwölf langen Jahren kehren die Pet Shop Boys zu Parlophone zurück, wo sie jahrzehntelang sämtliche ikonischen Hits und modernen Klassiker veröffentlicht hatten. Neil Tennant und Chris Lowe haben natürlich – erstmals seit Jänner 2020 – wieder ein komplettes Album im Gepäck, für das erstmals mit James Ford (u.a. Blur, Gorillaz, Simian Mobile Disco, Arctic Monkeys und Depeche Mode) gearbeitet wurde. „Nonetheless“ widmet sich laut Duo der Vielfalt jener einzigartigen Emotionen, die Menschen zu Menschen machen, begleitet von pumpenden Dance-Tracks wie auch von deutlich melancholischeren Pop-Nummern.

Der eröffnende Vorbote „Loneliness“ legt laut und pumpend los, rückt den Bass in den Mittelpunkt und zielt direkt auf den Club ab. Das Früh-90er-Flair macht Laune, begleitet vom Disco-Charme früherer Hits wie „New York City Boy“ – eine fieberhafte, pulsierende Hymne, die kaum mehr nach Pet Shop Boys klingen könnte. Auch das folgende „Feel“ geht schön nach vorne, lässt aber jene Nachdenklichkeit erkennen, die bei den beiden Briten nicht fehlen darf. Etwas Comedown-Charme, dicke Melodien und der tanzbare Beat dahinter bemühen widersprüchliche Gefühle, während die Streicher nicht mehr aus dem Ohr gehen.

Ein weiteres Highlight ist „The Schlager Hit Parade“, das natürlich mit einer gesunden Portion Ironie genommen werden darf. Ist im Schlagerland wirklich alles so idyllisch? Dass hier typische Klänge des Genres mitgenommen werden, passt ebenso ins Bild wie der Fokus auf übersteuerte Sexyness. Wieder ein paar Türen weiter bewegt sich „New London Boy“ federnd voran, zwischen Sprechgesang und dickem Synthie-Teppich – ein silbenreicher Einschub, der mindestens so gefühlvoll rüberkommt wie das den Biedermeier torpendierenden „A New Bohemia“, hinter dem Brandstifter lauern. „Love Is The Law“ rundet die Platte schwerfällig ab und trumpft durch unerwartet deepe Beateske auf.

„Nonetheless“ platziert sich zwischen den Stühlen und braucht sicherlich etwas Geduld. Was hier zunächst schmalzig wirkt, verfrachtet beispielsweise auf eine aufwühlende lyrische Ebene. In den pulsierenden, pumpenden Dance- und Electro-Poppern kämpft der Club mit einem emotionalen Wirrwarr. Kurzum: Bei den Pet Shop Boys ist – natürlich – nicht alles so, wie es auf den ersten Blick scheint. Offenkundige Hits und fragile bis zynische Einschübe finden gekonnt zusammen, zelebrieren das Frühwerk des Duos und gehen zugleich gewohnt fokussiert in die Moderne. Auch dieses Spätwerk ist mehr als gelungen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 26.04.2024
Erhältlich über: x2 Recordings / Parlophone Records (Warner Music)

Website: www.petshopboys.co.uk
Facebook: www.facebook.com/petshopboys