Metallica – Quebec Magnetic

Metallica

Auch wenn „Death Magnetic“, das neunte und bislang letzte Metallica-Studioalbum, bereits mehr als vier Jahre zurückliegt, war es in jüngerer Vergangenheit alles andere als ruhig um die Metal-Veteranen. Neben dem schwierigen „Lulu“, einer Kollaboration mit Lou Reed, veröffentlichte man die Outtake-Sammlung „Beyond Magnetic“, spielte 2011 vier Shows zum 30jährigen Jubiläum der Band, gründete ein eigenes Label, veranstaltete ein eigenes Festival und gab erst vor wenigen Tagen den gesamten Backkatalog auf Spotify frei. Ganz nebenbei wird auch schon an einem neuen Album gearbeitet, das jedoch nicht vor Anfang 2014 erscheinen soll. Um die Wartezeit zu verkürzen, erscheint nun die Doppel-Live-DVD „Quebec Magnetic“.

Am 31. Oktober und 1. November 2009 spielten Metallica im Rahmen ihrer „World Magnetic“-Tour zwei Shows im ausverkauften Colisée Pepsi. Fans hatten die Möglichkeit, aus sämtlichen gespielten Songs ihre persönliche Setlist zusammenzustellen, die auf der ersten DVD gelandet ist. Acht weitere Songs, die ebenfalls an diesen beiden Abenden gespielten wurden, finden sich auf dem zweiten Silberling. Wie üblich stürmt die Band, nach dem obligatorischen Intro „The Ecstasy Of Gold“ von Ennio Morricone, auf die Bühne und eröffnet die Show mit dem „Death Magnetic“-Doppel „That Was Just Your Life“ und „The End Of The Line“. Gleich acht der zehn Songs ihres aktuellen Albums („The Unforgiven III“ und das Instrumental „Suicide & Redemption“ blieben außen vor) wurden in Quebec auf die Bühne gebracht, wobei selbst auf Platte ungeliebte Tracks wie „The Judas Kiss“ live überraschend gut funktionieren, ja sogar an die angenehm gefährliche „…And Justice For All“-Ära erinnern.

Ein paar Worte muss man über die Bühne verlieren: Metallica sind für ihre eigenwilligen Konstruktionen bekannt (man denke beispielsweise an die Snakepit), weswegen es auch kaum verwundert, dass sie eine riesige rechteckige Bühne mit drehbarem Drumriser in die Mitte des Venues platzierten, an allen Seiten von Fans umgeben. Entsprechend eindrucksvoll wirkt die Kulisse, hat angesichts der Tribünen auf allen Seite beinahe Kolosseums-Flair. Dazu kommen vier „Death Magnetic“-Särge, an denen zahlreiche Scheinwerfer hängen. Die Band selbst zeigt sich von ihrer besonders spielfreudigen Seite. Will man ätzen, so bemerkt man, dass Kirk Hammett mehr und mehr wie eine alte Dame aussieht, sich bei seinen Soli dafür aber seltener verspielt. Selbst Lars Ulrich hat seine Doublebass entstaubt – es geschehen noch Zeichen und Wunder.

Die Setlist lässt kaum Wünsche übrig. Einzig das Fehlen von „Creeping Death“ und „Blackened“, zwei Live-Standards, fällt auf, dafür haben sich einige Überraschungen („Holier Than Thou“, „Damage, Inc.“, „Phantom Lord“ und das mächtige „The Shortest Straw“) sowie gleich drei Cover-Songs („Killing Time“, „Turn The Page“ und „Breadfan“) eingeschlichen. Die Standards („One“, „Enter Sandman“ und natürlich „Nothing Else Matters“) gehen immer, „Master Of Puppets“ und „Battery“ sorgt für Genickstarre. Punktsieger ist jedoch die Halb-Ballade „The Day That Never Comes“, die das Zeug zum Klassiker hat mit ihrem ruhigen, fragilen Auftakt und dem mächtigen Finale inklusive ausgiebigem Solopart. Für das abschließende „Seek & Destroy“ taucht nicht etwa Joey Belladonna auf der Bühne auf, es ist bloß Ulrich, der sich, wie alle Bandmitglieder, eine Maske aufgesetzt hat. Gepaart mit gigantischen Metallica-Wasserbällen, die von der Decke fallen, fühlt man sich wie auf einem Halloween-Jahrmarkt.

Wünsche bleiben bei „Quebec Magnetic“ keine offen. Die Setlist überrascht, funktioniert jedoch, die Kombination von Band und Lightshow beeindruckt, dazu kommen die Bonus-Songs auf der zweiten DVD, womit Value for money geboten wird. Einzig das Bonus-Feature „Quebec City Love Letters“, eine Serie an Kurz-Interviews mit Fans und Band, ist wohl nur für Besucher der beiden Shows wirklich interessant. Es ist jedoch bloß ein kurzer, unbedeutender Exkurs, den dieses eindrucksvolle 2DVD- bzw. Blu-ray-Set auch problemlos vertragen kann. Für Fans ist „Quebec Magnetic“, überdies noch sehr annehmbar bepreist, eine definitive und uneingeschränkte Kaufempfehlung, die die Wartezeit auf die neue Platte verkürzt und unter keinem schwermetallischen Weihnachtsbaum fehlen darf.

Metallica

Quebec Magnetic
VÖ: 07.12.2012
Universal Music

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