Grace Jones – Hurricane
Bevor Hallowe’en nach Europa gekommen ist, durften wir uns über Grace Jones gruseln. Ihr Tomboy-haftes Auftreten, ihre maschinelle Stilistik und die tiefe, beinahe gutturale Stimme machten „Slave To The Rhythm“ und „Pull Up To The Bumper“ zwar zu Welthits, haben aber auch den Sexualtrieb so manchen Teenagers bis heute nachhaltig beeinflusst. Mit aktuellen Nacktfotos schindet die 60jährige auch heute noch „Eindruck“. Unbestritten ist jedoch die musikalische Finesse der Jamaikanerin, die mit „Hurricane“ nach 19 Jahren Abstinenz ein neues Album veröffentlicht.
Das futuristische „This Is“ vereint wohl am besten die verschiedenen Aspekte dieser Platte, ist elektronisch, düster, versucht sich an Reggae-Toasts und Tribal-Gesängen, setzt Gitarren und Synthis ein. Im Gospeltrack „Williams‘ Blood“ arbeitet die Jones ihre Kindheit auf, lehrt in „Corporate Cannibal“ Massive Attack das Fürchten. Düsterer TripHop mit entsprechend verstörendem Video. In „Hurricane“, der logischen Fortsetzung, tritt sogar Tricky als Co-Songwriter und Gastrapper auf. Sly & Robbie machen „Well Well Well“ zur emphatischen Reggae-Hymne, während „Devil In My Life“ düster beschließt.
Gerade einmal neun Songs haben es auf „Hurricane“ geschafft, Grace Jones‘ persönliches „Chinese Democracy“. Teils ellenlange Tracks sind es, verwinkelt, mystisch, reizvoll. Natürlich ist die alternde Diva Gefahr gelaufen sich mit diesem Tonträger ans eigene Denkmal zu pinkeln. Tut sie aber nicht, sie klingt immer noch nach Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichzeitig. Kein Konsensalbum, eine Entdeckungsreise. Immerhin bleibt sie im Booklet angezogen.
VÖ: 07.11.2008
Wall Of Sound / PIAS Germany (Rough Trade Distribution)
Grace Jones @ Amazon | @ Musicload
„Corporate Cannibal“