Epic Fail Vol. 2: Die Atzen / Frauenarzt & Manny Marc – Disco Pogo

Zum Jahresbeginn gibt es nur Veröffentlichungs-Magermilch. Wenig Stoff, maximal irrelevante Mini-Releases. Und Die Atzen. Frauenarzt & Manny Marc. Denen, den mächtig einer abgeht. Wer sind Frauenarzt & Manny Marc? Was sind Atzen? Und was zum Henker hat Benni Herd damit zu tun?

Bislang 28 Wochen in den deutschen Single-Charts, davon acht in den Top 10 – ohne Frage gehören Frauenazrt & Manny Marc zu den großen Gewinnern 2009. Denn mal ehrlich: Wer hat vor „Das geht ab“ schon großartig von Atzen-Musik gehört? Und ebenso ehrlich: Wer wollte das überhaupt? Oberflächlich betrachtet post-pubertäres Party-Gehopse mit prolligem Gehabe und plumpen Beats. Kratzt man allerdings an besagter Oberfläche, so entdeckt man die Quintessenz dieses Sounds, die philosophische Aussage des neuen Duo Infernale. Und das stützt sich natürlich auf post-pubertäres Party-Gehopse mit prolligem Gehabe und plumpen Beats.

Komisches Wort, dieses „Atzen“. Was zum Henker soll das schon wieder heißen? Hat das Gefolge dieser Stilrichtung eine Atze Schröder-Gedächtnisfrisur? Wohl kaum. Liegt es daran, dass sämtliche Atzen-Songs so verdammt ätzend sind? Also bitte, wer würde denn so etwas behaupten wollen… Schriftsteller P.J. Blumenthal hat sich Gedanken über das Atzen-Phänomen gemacht und dabei eine gar faszinierende Definition entdeckt. So seien Atzen eben besonders „coole“ Leute, „die durch prolliges und /oder aggressives Auftreten, einen offenen Umgang mit der Sexualität (»Man fickt halt Bitches«) und einen teilweise harten, aber ehrlichen Umgang mit anderen Menschen auffallen…“.

Faszinierend! Eine Mischung aus Jumpstylern und Krochan also – zunehmend bei jugendlichen Delinquenten zu beobachten. Bitches ficken ohne Haare am Sack? Legen wir die eben angeführte Atzen-Definition also auf unsere beiden „Stars“ um. Die Anführungszeichen sind natürlich essentiell – sie könnten genau so gut Some & Any heißen. Oder Benni Herd.

Frauenarzt auf der einen Seite. Ein prolliger und / oder aggressiver Frauenarzt – interessante Vorstellung. Muss natürlich ehrlich zu seinen Patientinnen sein. So weit, so klar. Natürlich auch der offene Umgang mit Sexualität, muss ja. Nur: Wie fickt ein Frauenarzt seine Bitches? Nachschub hat er ja, der Frauenarzt. Um ordentlich durch zu rattern, muss der gute Mann natürlich ein besonders vertrauenswürdiges Erscheinungsbild haben. Frauen müssen ihrem Frauenarzt vertrauen können. Und damit, meine Damen und Herren, ist die Identität des Künstlers geklärt: Dr. Stefan Frank liefert ein unerwartetes Comeback!

Zu Manny Marc muss man nicht viel sagen, er verschmilzt mit dem neonfarbenen Club-Hintergrund wie Lil Kim mit Schwedischen Gardinen. Außerdem sind seine Englischkenntnisse ungenügend. Natürlich kann man mit viel Kohle ordentlich Bitches durchknallen. Ist ja klar. Aber Geld, lieber Marc, wird nicht mit ‚Manny‘ übersetzt. So klingt das nur, wenn Guido Westerwelle bei Barack Obama vorspricht.

Kommen wir schließlich und endlich zu „Disco Pogo“, dem Song in Diskussion. Wobei, könnten wir nicht gleich wieder…? Nein? Dammit! Frauenarzt & Manny Marc erklären, dass man nicht nur beim Rock-Konzert pogen soll, sondern auch in den Clubs. Ringelpiez mit Anfassen, Körperkontakt mit Flummi-Effekt. Ziemlich ätzend. Oder „atzend“ – wäre auch eine tolle Wortkreation. „Disco Pogo – dingelingeling, dingelingeling“ – für diesen lyrischen Feinschliff waren Dr. Stefan Frank und der Moneten-Mark mindestens drei Tage wach.

Der Kreis schließt sich. P.J. Blumenthal wäre auf diese überaus rare Form der Straßenpoesie mit Sicherheit stolz. An einer anderen Stelle greifen sich die Atzen „in den Schritt“ – offensichtlich sind doch nicht alle Bitches fickwillig. Alternativ sprießen auch gerade ein paar Härchen. Der Song an sich? Post-pubertäres Party-Gehopse mit prolligem Gehabe und plumpen Beats.

„Disco Pogo“ ist seit dem 1. Januar als Maxi-CD erhältlich. Parallel dazu hat Ricky Rich mit den Seaside Clubbers das vermeintliche Original digital veröffentlicht. Viel Glück.