Mount Kimbie – The Sunset Violent

Mount Kimbie
(c) T-Bone Fletcher

Mount Kimbie sind jetzt eine Band, und das bekommt ihnen verdammt gut. Drummer Marc Pell und Keyboarderin Andrea Balency-Béarn, die bereits 2016 als Live-Mitglieder zu Dominic Maker und Kai Campos stießen, sind nun fixe Teile des Quartetts, was dem Sound der gerne mal experimentell veranlagten Elektroniker gut bekam. Nicht nur das, auch Dauergast King Krule mischte wieder aktiv mit, arbeitete an verschiedenen Songs und tritt sogar in gleich zwei Tracks prominent auf. Gemeinsam entwickelte man „The Sunset Violent“ zu einer breit aufgestellten Platte, die mehr denn je mit den Erwartungen an diese Formation bricht.

Einer dieser angenehm anderen und doch vertrauten Tracks ist „Boxing“, der zwischen kantigem Indie Rock und verwaschenem Shoegaze King Krule seine Zeilen vortragen lässt. Der unwirkliche und doch so konkrete Charme dieser drei Minuten nimmt komplett für sich ein. Das gilt auch für „Fishbrain“, bloß auf ganz andere Weise. Es ist eine schräge, leicht bizarre Nummer, die sich zwar ähnlicher Instrumentierung bedient, dabei um Welten beatesker rüberkommt und eine Fülle an kleinen und großen Ideen gegen eine unsichtbare Wand wirft, wo bereits das energische „The Trail“ klebt und seine Bleeps sortiert.

Die endlose Sehnsucht von „Shipwreck“ holt letzte Post-Dubstep-Ideen in ein Meer der Euphorie, tänzelt wild über das Geröll und wirkt in seinem Vortrag doch so herrlich beiläufig. Das fieberhafte „Dumb Guitar“ versinkt nach und nach in schrillen, leicht unbequemen und doch so faszinierenden Zwischenwelten, die nach etwas suchen, das bereits längst verschollen ist, von überraschendem Pop-Appeal bis hin zu After-Hour-Snacking reichend. Und dann ist da nach „Empty And Silent“, der zweite Track mit King Krule, der aus seinem Tagebuch vorträgt. Wave und Post Punk gesellen sich zu altbekannten Mount Kimbie-Klängen – eine fieberhafte, hypnotisierende Mixtur.

„The Sunset Violent“ setzt sich gekonnt von den letzten Alben des Quartetts ab und denkt dessen Ideen doch gekonnt weiter. Mount Kimbie klingen – wenig überraschend – mehr denn je wie eine Band und haben hörbaren Spaß daran, ihre gemeinsame Musikalität zu erkunden und auszuloten. Warum Dauergast King Krule nicht schon längst zum fixen Line-up gehört, ist eine andere Frage, liefert er doch die entsprechende Würze dieser Platte. Mehr Indie als Elektronik, ohne sich komplett von den synthetischen Wurzeln zu lösen, stößt die Pforte zur analogen Experimentierfreude weit offen – eine packende Reise durch den leeren und doch so lebhaften Raum.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 05.04.2024
Erhältlich über: Warp Records (Rough Trade)

Facebook: www.facebook.com/mountkimbie