Safura – It’s My War

Neben unserer Lena galt sie als die große Favoritin beim Eurovision Song Contest 2010: Safura, die erst 17-jährige Teilnehmerin für Aserbaidschan. Am Ende reichte es in Oslo zwar nur für einen respektablen 5. Platz, trotzdem stürmt ihr „Drip Drop“ gerade europaweit die Charts. Auch hierzulande stieg die Single direkt in die Top 30 ein, sodass jetzt sogar ein ganzes Album von Safura folgt. Mit „It’s My War“ will sie beweisen, dass hinter all dem Hype mehr als nur ein dickes Budget steckt.

Den Anfang macht „Drip Drop“, hier in einer etwas längeren Version, in der sich die moderne, hymnenhafte Pop-Ballade noch besser entfalten kann. Interessanter ist allerdings, was danach kommt: ein dünnes Album, das auf die Schnelle um den Eurovision-Hit gestrickt wurde oder tatsächlich ein sauber produziertes Erstlingswerk? Nach dem groovigen „March On“ und dem gitarrenlastigen „Runway“ lässt sich ersteres erfreulicherweise ausschließen. Die Songs gehen angenehm ins Ohr, klingen aber schon beim ersten Hören (verdächtig) vertraut. Noch extremer ist das bei den rockig-flotten Nummern „Something Bigger“ und „That Means You Don’t“, die stark an Max Martins Hits für Kelly Clarkson oder P!nk erinnern – nur mit Safuras Stimme.

Davon abgesehen bleibt die Qualität beständig: Ob mit erdigem Poprock-Material fürs Radio wie „Glass House“, gefälligem Midtempo-Schwedenpop wie „Gonna Let You Go“ oder dem kraftvollen, nicht weniger Eurovision-tauglichen „Soulless“ – das Debüt schlägt sich wacker. Zum Schluss gibt es mit dem Titeltrack „It’s My War“ noch die mit Abstand ruhigste Nummer, bei der Safura ihre zerbrechliche Seite zeigen kann. Die beiden Remixes von „Drip Drop“ sollen anschließend wohl die Gesamtspielzeit von nicht einmal vierzig Minuten (ohne Remixes) noch ein bisschen in die Länge ziehen, ansonsten sind sie nämlich eine recht überflüssige Zugabe.

Summa summarum ist „It’s My War“ dennoch ein überraschend solides Album, das vor allem von den international erfahrenen Schreibern und Produzenten aus Skandinavien geprägt ist. Safura drückt den Songs dabei mit Stimmgewalt und goldigem Akzent ihren Stempel auf, selbst wenn man auf eine gewisse musikalische Eigenständigkeit verzichten muss. Vielmehr bekommt der Hörer eine aserbaidschanische Mischung aus Kelly Clarkson, Leona Lewis und Rihanna. Allerdings keine schlechte, denn allein die Tatsache, dass der Longplayer eine ganze Reihe von Titeln enthält, die sich nicht hinter „Drip Drop“ verstecken müssen, dürfte die Erwartungen bereits übertreffen. Nicht weltbewegend, weitesgehend austauschbar, aber professionell und hörenswert!

VÖ: 18.06.2010
Zaphire (AL!VE)
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