Christoph & Lollo – Tschuldigung.

Christoph & Lollo

Es waren einmal drei Alben über Schispringer, über die Adler der Lüfte und ihre fantastischen Fantasieleben. Christoph & Lollo haben es damit via FM4 zu einem wahren Kultduo geschafft, was man hier und hier bestens nachhören kann. Die Schi sind längst abgeschnallt, Tagesgeschehen und Um-die-Ecke-Gedachtes wird längst zelebriert. So auch auf „Tschuldigung.“, dem mittlerweile sechsten Studioalbum der beiden Wiener, das noch dazu einen ersten echten Charthit beinhaltet.

„Karl-Heinz“, ein bereits 2009 im Internet veröffentlichtes Wienerlied über die überaus dubiosen Machenschaften des ehemaligen österreichischen Finanzministers Karl-Heinz Grasser, soll aktuell via Download-Aktion an die Chartspitze gebracht werden. Angesichts der Song Contest-Konkurrenz ein schwieriges Unterfangen, doch der bissige Text um den ‚Schönling‘ (Guttenberg, anybody?) ist an sich jeden Cent wert. In eine ähnliche, wenn auch deutlich nachdenklicher inszenierte Schiene schlägt „Diese Stadt“ – ein echtes Protestlied über regulative Entfremdung.

Der Humor der beiden Wiener äußert sich auf verschiedenen Ebenen, lebt jedoch sehr oft vom etwas ungewöhnlichen Zusammenspiel von Text, Musik und Umsetzung. Die „Moritat vom Kriegsminister Theodor Graf Baillet de Latour“ beschreibt die überaus blutige ‚Hinrichtung‘ an selbigem Kriegsminister 1949 in all seinen brutalen Details nebst überaus schmissigem Arrangement und überspitztem Gesang. „Schatz“, eine nachdenkliche Ballade mit Slide-Gitarre, besingt die Sinnlosigkeit der Familiengründung unter den schlechtesten Ideen. Hingegen klingt das „Islamlied“ wie ein vertonter Krone-Lesebrief, natürlich tiefschwarz und bissig arrangiert – angenehm schmerzhaft.

Ob „Internetposter“, der Country-Adrenalino des Albums oder die Männerhymne „Brüste“ – Christoph & Lollo setzen auf „Tschuldigung.“ ihre (real-)satirischen Spitzen gekonnt und in großer Dichte ein. Jeder der elf Songs ist auf seine Art und Weise ein Treffer, ein scharf gemachtes AA-Rifle, ein charmant kratzbürstiger Nackenschlag. Wichtigste Erkenntnis: Man kann auch über Burschenschaften herzlich lachen. Hauptsache sie kotzen ihre Humpen ordentlich voll. Am besten in Papis Porsche.

VÖ: 25.02.2011
Wohnzimmer Records (Broken Silence)

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