Closure In Moscow – Soft Hell

Closure In Moscow
(c) Jeff Andersen

Man nehme Alternative Rock als Grundlage, mische eine üppige Portion Progressive Rock darunter, gebe portionsweise etwas Math Rock, Funk, Post-Hardcore und (Elektro-)Pop hinzu und erhält damit ziemlich genau den musikalischen Sound von Closure In Moscow. Das Melbourner Quintett pfeift auf Konventionen und mischt die Stilistika, was das Zeug hält. Spannenderweise kommen am Ende keine kakophonischen Soundeskapaden, sondern richtig gute Songs dabei heraus – so zu hören auf den beiden bisherigen Alben „First Temple“ (2009) und „Pink Lemonade“ (2014). Nach einer ziemlich langen Pause meldet sich die Truppe nun mit „Soft Hell“ zurück. Ob hier mal wieder alle guten Dinge Drei sind?

Album Nummer Drei beginnt auf jeden Fall sehr amtlich mit dem Alternative Rock-Kracher „Jaeger Bomb“, der im Refrain auch ordentlich in progressiven Gefilden wildert. Superben Funk Rock, garniert mit einer Prise Math Rock, gibt es bei „Primal Sinister“ zu hören, und damit keine Langeweile aufkommt, gesellen sich bei „Absolute Terror Field“ auch noch elektronische Popmusik und verspielter Psychedelic Rock dazu. Mansur Zennellis Vocals harmonieren bei aller Experimentierfreudigkeit wunderbar mit den Instrumenten, bei letztgenanntem Song gesellt sich dann sogar noch eine weibliche Stimme dazu.

Das ziemlich breite stilistische Feld ist mit den ersten drei Nummern schon gut abgesteckt und in verschiedenen Variationen genannter Stilistika setzt sich „Soft Hell“ fort, in weiten Teilen auf qualitativ ähnlich hohem Niveau. Als weitere Highlights seien hier dann auch unbedingt das ziemlich straighte, beinahe schon ohrwurmlastige „Better Way“, idealerweise vorab auch als Single ausgekoppelt, die herrliche Disco Funk-Nummer „Holy Rush“ und der halbballadeske Titelsong „Soft Hell“ zu erwähnen. Schließlich hält das Album mit der reinrassigen 80er Jahre Synthiepop-Nummer „Lovelash“ auch noch eine echte Überraschung parat, die das musikalische Spektrum nochmals ausweitet.

Das perfekte Album also? Leider nein, denn ausgerechnet im Mittelteil der Scheibe haben sich ein paar eher mittelmäßige Titel versteckt. Das abschließende „My Dearest Kate“ ist dann sogar ein richtiger Stinker. „Soft Hell“ ist somit „nur“ ein gutes Album geworden, sei aber neben Fans der Band auch all jenen empfohlen, die gerne mal über den Tellerrand blicken und bei stilistischen Experimenten nicht sofort wieder abschalten. Eine lohnenswerte Horizonterweiterung ist „Soft Hell“ nämlich allemal.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 27.10.2023
Erhältlich über: Bird’s Robe Records

Website: www.closureinmoscow.com
Facebook: www.facebook.com/closureinmoscow