TesseracT – One

TesseracT

Ein neues Jahrzehnt braucht eine Musikrichtung – zumindest spricht nichts dagegen. Schon mal was von Djent gehört? Dieser onomatopoetische Ausdruck beschreibt einen für dieses progressiv angehauchte, technisch höchst anspruchsvolle Genre typischen Sound. TesseracT zählen neben Periphery zu den großen Helden dieser neuen Klangwelle. Ihr Debütalbum trägt den schlichten Titel „One“ und dürfte Prog-Rock- und Meshuggah-Fans gleichermaßen begeistern.

Herzstück des Album ist der sechsteilige Mammutsong „Concealing Fate“, der vergangenes Jahr bereits als streng limitierte EP veröffentlicht wurde und der limitierten Ausgabe von „One“ zusätzlich in DVD-Form beigelegt sein wird. Angefangen beim über acht Minuten langen Wellenbrecher „Acceptance“, spielen sich die Briten in einen wahren Rausch, lassen verquere Riffs und Polyrhythmik auf eingängige Vocals und erhebend hymnische Abschnitte treffen. Zwischen beinahe balladesken („Perfection“) und wütenden („Epiphany“) Extremen ist hier alles dabei. Der Clou daran: „Concealing Fate“ wurde mitten ins Album eingebettet und harmoniert trotz seiner für sich eigenen Note perfekt mit dem übrigen Material.

Dieses wirkt – für TesseracT-Verhältnisse – eine Spur direkter und härter. „Sunrise“ und dem Opener „Lament“ gelingen das Wechselspiel zwischen dissonanter Härte und betontem Innehalten sehr gut, während „Nascent“ erneut hymnischen Charakter aufweist. Zum Ende hin toppen sich die Briten jedoch selbst. „April“ wirkt wie der Vorhof zur progressiven Meshuggah-Hölle, bevor „Eden“ den Hörer auf eine neunminütige Abfahrt in die musikalische Unterwelt entführt. Schmerzerfüllte Schreie treffen auf charmante Muse- bzw. Rush-Instrumentierung – schlicht und ergreifend genial.

Bei TesseracT gibt es was für’s Geld, gibt es musikalische Faszination und weit offenstehende Münder. „One“ ist von der ersten bis zur letzten Sekunde eine gewaltige Herausforderung an den Hörer, überaus komplex und vielköpfig. Einfach ist das nicht, Liebhabermusik aber alle mal. Polyrhythmik und Math-Wahnsinn haben selten so eingängig und ambitioniert geklungen. TesseracT haben hier mit Sicherheit eines der speziellsten und wohl auch mutigsten Debütalben seit langer Zeit am Start. Jede Form von Begeisterung wäre gerechtfertigt.

VÖ: 18.03.2011
Century Media (EMI Music)

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