Blackmail – Anima Now!

Blackmail

Nach dem großen Nackenschlag und vermeintlichen Aus melden sich Blackmail zurück. Die Trennung von Sänger Aydo Abay am 11. Dezember 2008 hat ein mittleres Erdbeben in der deutschen Rocklandschaft ausgelöst und im Gegenzug neue Musik der (Neben-)Projekte KEN und Scumbucket vorangetrieben. In Mathias Reetz wurde mittlerweile ein Nachfolger gefunden, der auf dem gemeinsamen Einstand „Anima Now!“ – der erste Release über das eigene Label 45 Records – in große Fußstapfen treten muss.

Man höre und staune – Reetz klingt seinem Vorgänger nicht einmal so unähnlich, verfügt aber dennoch über eine angenehm eigene Note, die sich perfekt in das Blackmail-Soundgewand einbettet. Dieses wirkt wieder eine Spur eingängiger und hymnischer, beinahe Rockradio-lastig im besten Sinne. Die bereits bekannte Download-Single „Deborah“ mit ihrer dramatischen Notierung und nachdenklich bissigen Komponente ist quasi prototypisch für das Unterfangen Blackmail Mk. II. Im Opener „Resonant Wave“ wird überdies die nötige Aufbruchsstimmung vermittelt, mit der eine neue musikalische Ära eingeleitet wird, die sich von der Vergangenheit nicht einmal so sehr unterscheiden lässt. Soll aber auch kein Fehler sein.

In den Harmonien und Refrains hört man mal US-Rock-Größen wie die Foo Fighters („Monographic Doll“) , dann wieder klassische Britpop-Vertreter Marke Blur („Bugs“ hätte auch auf das aktuelle Donots-Album gepasst) heraus. Dazu kommen echte Überraschungen wie „Santa Rosalia“, das eigentlich nicht wie ein Song per sé wirkt, sondern eine Art verlängertes Intro mit seinem ruhigen Anfang und der großen Gitarrenwand zum Abschluss. „Dialogue Dial“ schlägt deutlich ruhigere Töne an, wirkt wie ein Road-Track und könnte neben dem Freeway auch beinahe im Radio laufen. Entziehen kann man sich dem Charme des Album-Rausschmeißers sowieso nicht.

„Anima Now!“ gelingt der überaus schwere Spagat alte Fans nicht zu verprellen und dennoch ein frisches Element in den Blackmail-Sound einzuführen. Mathias Reetz verfügt über eine angenehm eigene Note, ist aber stimmlich nicht zu weit von Aydo Abay weg. Musikalisch geht es eine Spur eingängiger zu, wobei die klassischen Blackmail-Trademarks nach wie vor zelebriert werden. Herausgekommen ist dabei ein kraftvolles, erfrischendes Alternative Rock-Album mit typischer Ebelhäuser-Note, ein kraftvoller Hitlieferant, ein eingängiges Lebenszeichen. Willkommen in der vergangenen Zukunft.

VÖ: 29.04.2011
45 Records (Soulfood Music)

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