Instrument – Sonic Cure

Instrument
(c) Gerald von Foris

Achteinhalb Jahre, so lang ist der letzte Album-Release von Instrument mittlerweile her. „Read Books“ war nicht nur eine prima Aufforderung, die in jüngster Vergangenheit nur an Bedeutung gewinnen konnte, es entpuppte sich zudem als spannendes Happening, betont schroff und experimentell, dennoch auf wohlige Weise vertraut. Nun ist das Trio aus München wieder da, befasst sich mit gesellschaftlichen Problemen und Verfehlung, und lasst ihren Sound zudem reifen. „Sonic Cure“ ist das Heilmittel nach Jahren der Entbehrung inmitten beispielloser Zeiten, so komplex und belebend wie eh und je.

Der Titelsong weckt tatsächlich frische Lebensgeister und zählt zu den musikalischen Highlights dieser Platte. Da mischt ein Hauch von Blackmail mit, nur um von instrumentalen Einschüben in neue Welten getragen zu werden – proggig, leicht jazzig und zugleich bereit für die nächste kleine Eruption. Hingegen eröffnet „Another Man’s Ruin“ grantig und missmutig – kein Wunder, geht es doch um den Widerspruch von Klimakatastrophe und Konsumgeilheit, mit pointierten Spitzen vorgetragen. Im verspielten und zugleich drastischen Alternative-Fahrwasser bäumt sich ein verqueres Mammut auf.

Natürlich widmen sich Instrument immer wieder ausladenden instrumentalen Tracks, das liegt in ihrer Natur. Gerade im abschließenden „The 21st Year“ bemühen sie lebhaften Post Rock, spielen mit dynamischen Gefällen und steuern auf ein gewaltiges Crescendo hinzu. „See Ya On Groove Planet“ schielt hingegen in Richtung Space und Psychedelic, nistet sich in ellenlangen Loop-Welten ein und sucht nach dem perfekten Zen-Zustand. Ebenfalls erwähnenswert: „Minor Threat“, eines der absoluten Highlights dieser Platte. Hier kommen Post und Prog an die Oberfläche, mit Gesang gepaart und von unbequemen Worten gesäumt. Finger: Wunde.

Tatsächlich ist „Sonic Cure“ die logische Weiterentwicklung von „Read Books“ geworden, wirkt vielschichtiger und – da ist das böse Wort – erwachsener. Mehr Breite und Tiefe begleiten dieses Album-Comeback von Instrument, die es nach wie vor tunlichst vermeiden, den einfachsten Weg zu gehen, und stattdessen um zig Ecken denken, wiewohl klare Worte ihre Mühen begleiten. Zwischen aufbrausenden Alternative-Perlen und komplexen Exkursen durch Raum und Prog ergibt sich der nächste spektakuläre Leckerbissen, der vollste Konzentration erfordert und diese fürstlich entlohnt.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 11.11.2022
Erhältlich über: The Instrument Village (Broken Silence)

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