ViLLA NOiSE – Conversations On A Lonely Star

ViLLA NOiSE
(c) ViLLA NOiSE

Die letzten eineinhalb Jahre hinterließen bei und an allen Spuren. ViLLA NOiSE vertonen diese und öffnen sich musikalisch deutlich. „Stories“, der Einstand der Kölner, hat bereits drei Jahre auf dem Buckel und wirkt stellenweise wie aus einer anderen Zeit. Mehr Experimente, mehr Alternative- und sogar Art-Einflüsse, dazu deutlich präsentere elektronischere Einflüsse – der Indie-Ansatz des Debüts erhält nun einen frischen Anstrich. „Conversations On A Lonely Star“ arrangiert Gedankenfetzen um musikalisch wechselhafte Tracks, die präzisen Minimalismus mit wuchtigem Druck torpedieren.

Das hört sich fast schon großspurig an, doch das sind ViLLA NOiSE gewiss nicht. Im Opener „Secrets“ explodiert das Trio sofort mit ordentlich Elan und viel Gefühl. Die helle Gesangsstimme von Oliver Rickling brennt sich direkt ein (Wu Lyf und JJ72 lassen grüßen), der Track an sich erinnert ein wenig an Blackmail, bevor sich die Gitarre in einen energischen Rausch schrammelt. Hier lässt sich bereits ein gewisses Faible für dramaturgisch wertvolle Detailarbeit erkennen, die im weiteren Verlauf immer wieder gekonnt eskaliert. So hangelt sich „Bubbles“ über elektronisches – pardon – Geblubber in ein zunächst Art-vertracktes, danach angenehm melancholisches Gesamtkunstwerk, das nach ein paar Anläufen brutal hängen bleibt.

Elektronik spielt auch in „Puzzle“ eine zentrale Rolle. Hier kommen die frischen Art-Rock-Einflüsse stärker denn je durch, führen zu fragilen und reduzierten Strophen, welche die ähnlich zittrigen und doch selbstbewussten Vocals pointiert in den Mittelpunkt rücken. Ein weiterer schwermütiger Refrain veredelt das Geschehen gekonnt. ViLLA NOiSE können aber auch härter, wie das druckvolle, leicht angepunkte „Knock Me Down“ oder das unterhaltsame „Days Fade“ deutlich zeigen. In „Erase Me“ liefert Cordula Croce die wunderbar aufwühlende Zweitstimme für ein exquisites Duett, das sich wie Blei auf das Gefühlszentrum legt.

Tatsächlich schraubt das Kölner Trio die Intensität noch einmal kräftig nach oben und klingt in allen Belangen packender. „Conversations On A Lonely Star“ verbindet seinen assoziativen Stil mit neuer musikalischer Vielschichtigkeit, noch eine Spur ausufernder als auf dem Debüt. Melancholie trifft aufbrausenden Elan und sucht Auswege aus Sackgassen. Neue Synthetik wertet das Gesamtbild auf und lässt die explosiven Refrains so richtig durch die Decke gehen, von den beinahe proggigen Art-Ansätzen und dieser grandiosen Stimme ganz zu schweigen. ViLLA NOiSE lassen sich von der vermeintlichen Hürde „zweites Album“ kein Stück beeindrucken und erreichen neue Höhen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 24.09.2021
Erhältlich über: Dackelton Records

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