Brooke Fraser – Flags
Es sind im Jahr nur eine handvoll Songs, meist von ganz unterschiedlicher Natur, doch vereint durch ihren atypischen Charme, der gleich aufs erste Gehör sympathisch ist. Und es soll mehr daraus werden. Brooke Frasers „Something In The Water“ ist solch einer. Infektiöser Country-Pop mit Stomp Energie, wie sie im Ohr bleibt. Was man in Frasers neuseeländischer Heimat schon seit drei Alben weiß, die Dame hat nicht nur Stimme, sondern ist vor allem mit Talent zum Songwriting gesegnet. Jetzt auch bei uns zu hören auf „Flags“.
Ein Export-Schlager? Nicht ausgeschlossen. Denn so arg sich die Vorab-Single aufdrängte, schien sie nur einen kleinen Eindruck von dem zu geben, wie viel Magie die Musik der 27jährigen besitzt. „Flags“ – von Fraser selbst produziert – wird getragen durch den abwechslungsreichen Fluss seiner Kompositionen. Davon erzählt zwar jede ihre eigene Geschichte, doch wirken sie vor allem als Ganzes. Ausbalanciert zwischen tiefgängigen und freudigen Songs, deren Melodien so leicht heran zu fliegen scheinen, um schließlich von Frasers Sopran umschmeichelt zu werden. Eine warme vertraute, ja persönliche Note. Die spiegelt sich zwar in den Augen der Sängerin, allerdings überlässt sie in etwa einem Drittel der Songs anderen Charakteren die Lyrik.
Ob im poppig orchestrierten „Betty“ oder in „Jack Kerouac“, mit seiner latinesken Gitarre eine wahrlich tanzbare Sommerinspiration. Doch sobald dunklere Farben Einzug halten, die Sehnsucht dem Klang der Akustikgitarre nachhängt, um schließlich Ausdruck in Melancholie und Verzweiflung zu finden, erklingt „Orphans, Kingdoms“. Einem wunderbar rhythmischen Folk-Song, der durch Frasers gefühlvollen Gesang malerisch in Licht und Schatten getaucht wird. Ebenfalls intensiv, doch viel introvertierter ist „Ice On Her Lashes“. Wie ruhig sein Äußeres von harmonischen Streicherflächen durchdrungen scheint, umarmen sie gekonnt das Spannungswahrende Element, was vermutlich erst gen Winter so richtig wirkt. Das Träumen einerseits, andererseits ein gekonntes Breakdown des Albums.
Dessen weiteres Lebenselixier sind vor allem die hellauf erbauenden Stücke. Wie „Coachella“, einer kurzweiligen Gitarren-Hymne auf die kalifornische Stadt im Riverside County, „Here’s To You“, eingängigem Alternative-Pop mit Blasorchester und Chor, sowie dem ruhigen „Sailboats“, halt auf seine Weise. Überflüssiger Einschnitt: das Piano-Duett „Who Are We Fooling?“ mit Matthew Hales (Aqualung). – Den Gipfel erreicht schließlich „Crows & Locusts“; in seiner inspirierten, kontinuierlich wachsenden Atmosphäre. Gleich der Regung nach dem Sturm, deren Wirkung Fraser unheimlich stark einfängt. So dramatisch und verzweifelt, so inständig und emphatisch intoniert, ein Gebet um Gnade, das ein wunderschöner Song ist. Seine Welt ist klein, umso größer die Ambition, das reale Ebenbild zu retten.
Hat man einen Geist für Geschichten oder mag man sich einfach tragen lassen, dieses Album wird sich einem öffnen. Vielleicht noch mit dem genialen Opener „Something In The Water“ im Hinterkopf, begibt man sich auf die Suche nach dem Ursprung. Dem der Sängerin selbst oder dem eigenen. Herzschmerz und Verzweiflung sind eine Seite, die andere ist gute handgemachte Unterhaltung mit dem Herz am rechten Fleck. Brooke Frasers „Flags“ benötigen nicht viel Wind. Sie wehen für denjenigen, der zu ihnen hinaufschaut. Und denjenigen, der sie greifen mag und schwenkt.
4/5 | Album | 01.07.
Warner Music Group (Warner)
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Trailer:
Video „Coachella“: