The Antlers – Burst Apart

The Antlers

Als die New Yorker Band The Antlers vor zwei Jahren mit „Hospice“ debütierte, umschrieb der Independent Rock geneigte Amerikaner den Albumsound wohl gerne mit „Eargasm“. Fantastische Klanglandschaften und ihr Spiel mit unterschwelligen Nuancen vereinnahmten dabei die trostlose Seite der Realität. Die Geschichte einer Todkranken und ihres Pflegers mochte konzeptionell geschuldet oder gar autobiographischer Natur sein. Bandleader Peter Silberman beließ die Wahrheit in der Musik selbst. Nicht derart elendig, dafür gedämpft und vertraulich klingt sie auf dem Nachfolger „Burst Apart“.

Man mag normalerweise wenig Zugang zu großen Gefühlswelten verspüren, wenn sie sich in diffizilen Sound-Landschaften ausdrücken. Wie jene gefärbt sein können, darum macht das Trio aus Brooklyn auch kein Geheimnis. Sehr wohl um das Potential, wie viel man in ihnen für sich entdecken mag. Emotionaler Tiefgang im Fokus des Verlusts, zwischen dem Du und Ich einer Beziehung, erklingt instrumentell wohl dosiert, kompositorisch jedoch so klar und deutlich, dass es zu beeindrucken weiß. Silbermans feinfühliger Gesang bricht nur höchst selten aus sich heraus, versteht es dennoch prächtig der teils intensiven bis verwüstlichen, dann wieder beseelten und in sich ruhenden Atmosphäre ihre Konturen zu verleihen.

Burst Apart ist weniger lyrisch denn musikalisch gezeichnet. Der Ruhepol des eröffnenden „I Don’t Want Love“ schüttelt schnell die Vorgeschichten ab. Das mit seiner dahingleitenden E-Piano-Melodie sowie einer fast südländisch angehauchten Gitarre ausgestattete „French Exit“ wirkt ebenso lässig, wie das getragene „No Widows“ durch seinen gleichgültig entspannten Touch besticht. Ein deutlicheres Gitarrenspiel birgt „Parentheses“ als rhythmische Post-Rock-Nummer im schummrigen Glanzlicht. Wie „Every Night My Teeth Are Falling Out“, mit seinem progressiven nachdrücklichen Einschlag. Dichte Strukturen und hoher Gesang dominieren einerseits, agiert dagegen eher flüsternd im hypnotischen „Rolled Together“, wo Silberman seine Stimme gar als Instrument einzusetzen scheint.

Die verschmelzende Grenze erreicht ebenfalls „Hounds“ mit seinen wunderbaren Flächen. Sachte Gitarrentöne erbauen kontinuierlich einen voluminösen Wall, nur zurückhaltend durch Perkussion unterstützt, derweil eine ferne Trompete hineinschallt. Ist dies bereits die Redefinition musikalischer Schönheit, folgt im finalen „Putting The Dog To Sleep“ jene für eindringliches Songwriting mit krachendem Gitarren-Akzent. So klingt Burst Apart aus, das Werk, was zerbersten wollte – und dem dies tatsächlich gelingt. Denn The Antlers haben ihm nicht nur eine facettenreichen Klang gegeben, auch tragen seine Songs ihren Geist auf so fragile wie bedeutungsvolle Weise, dass man sich ihnen öffnen mag. Ein Rauschzustand ist nicht ausgeschlossen. Der geneigte Musikliebhaber würde sagen: Eargasm.

4,5/5 | Album | bereits erschienen
Cooperative Music (Universal)

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Hörprobe „Parentheses“: