The True Faith – Go To Ground

The True Faith
(c) Matheus Nogueira

Ihre synthetischen Pop-Anfänge mögen The True Faith mittlerweile zwar hinter sich gelassen haben, und doch bleibt dem Quintett aus Boston ein gewisses Faible für charmante Eingängigkeit erhalten. Der durchaus plüschige, süffige Ansatz funktionierte bereits im November 2021 auf dem ersten Album „They Can Always Hurt You More“ hervorragend. 14 Monate später steht der Nachfolger ins Haus und zeigt eine Band, die sich nach eigenen Angaben musikalisch wie persönlich weiterentwickelt hat. „Go To Ground“ präsentiert fünf Musiker, die an neuen Punkten in ihren Leben angelangt sind, die aber auch ihren Platz in der Subkultur finden konnten.

Von den Wurzeln entfernt man sich allerdings nicht komplett, ein gewisses Maß an Synthetik schwingt fast immer mit. In „Feet Held To The Fire“ kommt dies besonders gut durch, wenn fordernde bis klagende Vocals und der schrubbende Bass mit Pop-Sensibilitäten kollidieren. Im großen Finale findet sich sogar Platz für ein Saxofon. Hingegen geht das eröffnende „Assimilation“ mit Gusto nach vorne, wirkt sprung- und lebhaft, sogar verhalten punkig. Vergleichsweise hohes Tempo und nervöse Energie geben sich eine verdammte eingängige, unterhaltsame Klinke in die Hand.

Was die US-Amerikaner ebenfalls wunderbar beherrschen, ist das Spiel mit dichten, engmaschigen und dennoch luftigen Texturen. So fühlt sich „Suffer“ so sympathisch, so vertraut und so butterweich an, auch wenn die Lyrics davon wenig hergeben. Das liegt nicht zuletzt am Gitarrensound, dessen 80s-Lastigkeit kaum genug betont werden kann. In „Down To The Knees“ geht es nach vorne, bloß eine Spur düsterer. Schlagzeug und Bass erzeugen eine beklemmende Atmosphäre, die Vocals bemühen etwas Hoffnung und die Gitarren tänzeln schon mal recht erschöpft herum – wie Holy Esque mit etwas Aussicht auf bessere Tage.

Selbst in solchen zurückgenommenen, nachdenklicheren Momenten gehen The True Faith weiterhin ins Ohr. Ihr Post-Punk-Ansatz steckt knietief in den etwas freundlicheren und doch abgründigeren Gefilden der 80er Jahre, wobei die Schere zwischen Musik und Text gerne mal auseinanderklafft, und zwar gewaltig. „Go To Ground“ ist ein zweites starkes Album in Folge, das weiterhin geschickt Synthie-Pop-Muster einsetzt und der Ermattung pulsierende Hits spendiert. Das darf und muss man gut und gerne sehr wunderbar finden.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 11.01.2023
Erhältlich über: à La Carte Records / Summer Darling Tapes

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