PÆRISH – You’re In Both Dreams (And You’re Scared)

PÆRISH
(c) David Fitt

PÆRISH aus Paris rütteln seit geraumer Zeit am Tor der Außergewöhnlichkeit. Dabei folgt das Quartett vergleichsweise konventionellen Zutaten, die Alternative Rock mit etwas Indie-Flair neben Shoegaze stellen. Ihre beiden bisherigen Alben, bis obenhin voll mit Filmzitaten (drei der vier Musiker lernten sich auf einer Filmschule kennen), waren Kritiker- und Publikumslieblinge. Sind aller guten Dinge drei? „You’re In Both Dreams (And You’re Scared)“ beschränkt seine cineastischen Referenzen einzig auf den Titel („Mulholland Dr.“ von David Lynch), macht ansonsten aber exakt so weiter, wie man sich das wohl erhoffen konnte.

„Daydreaming“ trägt eines der Leitmotive dieser Platte bereits im Titel und tastet sich gekonnt voran. Die mit Hall belegten Gitarren suchen und finden ihr Ziel, bevor beißende Heavyness in den Mittelpunkt rückt. Mathias Court singt so sehnsüchtig und gedankenverloren wie eh und je, steht im Zentrum verwaschener Klanglandschaften, die von einem wuchtigen wie eingängigen Refrain zersetzt werden. Feine 90s-Referenzen, starke Hook, schroffe und doch plüschige Präsentation – es kann manchmal so einfach sein. Ähnliches bemüht das folgende „Houses Of American Style“, dessen duellierende Stimmen im Hauptteil das Gefühlszentrum komplett durcheinanderbringen.

Es geht aber auch deutlich ruhiger, das zeigen PÆRISH immer wieder. Songs wie „Brian Wilfuzz“ wandeln an der Grenze zu Dream-Pop und punkten durch scheinbar unbeschwerte Süßlichkeit, hinter der sich jedoch stets eine nicht von der Hand zu weisende Finsternis verbirgt. Das Ende des Seins lugt hinter der nächsten Tür. „The Luck You Had“ reduziert noch stärker, wird zumeist von Echo-Gitarren und Gesang bestritten, mit nur wenig Beiwerk – schlicht, aber (vielleicht auch gerade deshalb) sehr eindrücklich. Selbst der Opener „Sequoia“ bemüht sich zunächst um entsprechende Ruhe, nur um in der zweiten Hälfte die Verstärker und Effektpedale anzuwerfen. Ein wunderbar kathartisches Kleinod ist das Ergebnis.

Dass eine derart launische und zugleich selbst in absoluter Leichtigkeit schwermütige Platte derart schnell vorbeifliegen kann, spricht für die Band. PÆRISH zeigen sich musikalisch stärker denn je, spielen mit Klängen und Erwartungen. Natürlich ist auch „You’re In Both Dreams (And You’re Scared)“ tief in 90s-Alternative- und -Shoegaze-Gefilden verankert, arbeitet jedoch mehr und mehr einen ganz eigenen, leidenschaftlichen, mitreißenden Ansatz heraus. Das französische Quartett landet den nächsten Volltreffer, ihr bislang wohl bestes Album, das ihnen sämtliche Türen öffnen sollte. Ganz angstfrei.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 18.08.2023
Erhältlich über: SideOneDummy Records (Bertus)

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