The Enemy – Streets In The Sky

The Enemy

In ihrer britischen Heimat längst etabliert, sind The Enemy aus dem britischen Coventry hierzulande immer noch nicht über einen gewissen Insider-Status hinaus gekommen. Nach dem Platindebüt „We’ll Live And Die In These Towns“ und dem etwas schwächeren Gold-Nachfolger „Music For The People“, die beide die deutschen Charts verpasst haben, war für Tom Clarke und Konsorten ein Tapetenwechsel angesagt. Der Majordeal wurde abgehakt, dafür hat man bei Cooking Vinyl nun sämtliche kreativen Freiheiten, die man „Streets In The Sky“ auch anhört. Auf ihrem dritten Album innerhalb von fünf Jahren geben sich The Enemy deutlich gitarrenlastiger und direkter.

„Gimme The Sign“ eröffnet den Reigen mit verzerrten Gitarrenklängen, heftigem Geschrammel und dem unweigerlichen Zusteuern auf einen großen, hymnisch angelegten Refrain, der richtig schön dreckig klingt. Einen Schönheitspreis wollen The Enemy nicht gewinnen, dafür aber packende Riffs schreiben. „Bigger Cages (Longer Chains)“ mit mehr Garage Rock und einer Songstruktur, die ein wenig an The Subways erinnert, punktet mit Leidenschaft, während sich die Single „Saturday“ perfekt als Hymne für Schlachtenbummler eignen würde. Es überrascht kaum, dass das Trio aus Coventry im Rahmen des FA-Cup-Finales am Dach des Wembley Stadium spielen durfte.

Im Gegensatz zu früheren Werken bleibt das Niveau dieses Mal auf Albumlänge gut. Im betont poppigen Refrain von „Like A Dancer“ grüßen The Feeling, wobei Tom Clarkes raue, betont kratzige Stimme jegliche Radiofreundlichkeit mit Füßen tritt. „2 Kids“ begrüßt den unerwarteten Einsatz einer Harmonica. Dieser betont britische Track kreuzt die große Rivalität von Blur und Oasis mit 70s-Elementen, wirkt zeitlos und retro. Ob „It’s A Race“ bewusst Creams „White Room“ zitiert, lässt sich nicht feststellen. Dass daraus ein energischer, verbissener Rocker mit mehrteiligem Refrain, der hängen bleibt, wird, ist freilich ein angenehmer Nebeneffekt.

Natürlich kommt auch „Streets In The Sky“ nicht ganz ohne Füllmaterial aus – auf die Britpop-Verballhornung „This Is Real“ und das etwas ziellos wirkende „1-2-3-4“ hätte man getrost verzichten können – wobei dieses Mal die Verhältnismäßigkeit stimmt. Einen Überhit wie „Away From Here“ sucht man dieses Mal ebenfalls vergebens. The Enemy agieren auf ihrem dritten Album auf gutem Niveau, wirken etwas geordneter und ausgeglichener. Der zusätzliche Dreck, das Bekenntnis zu mehr Gitarren kommt dem Trio aus Coventry entgegen, die Intensität stimmt. Bis zum nächsten „Saturday“ ist es auch nicht mehr lange.

VÖ: 25.05.2012
Cooking Vinyl (Indigo)

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