The Lathums – How Beautiful Life Can Be

The Lathums
(c) Universal Music

Wigan mag vieles sein, doch eine große Musiktradition kann man der britischen Industriestadt kaum nachsagen. Entsprechend mussten sich The Lathums erst ihre eigene Infrastruktur schaffen und bezogen ein Pub. Unter der Woche wurde geprobt, gespielt abends und wochenends für die Gäste – wie die Beatles in Hamburg, wie das Quartett scherzhaft meint. Drei Jahre später haben sie einen Majordeal in der Hand und gelten als nächste große Indie-Band der Insel. „How Beautiful Life Can Be“ verbindet einen gewissen DIY-Ethos mit einem Faible für große Melodien, das die Brücke zwischen Pub-Bühne und Stadion schlägt.

Ein Song wie „I’ll Get By“ hat was von einer Kampfansage, wenngleich man das dem bezaubernden kleinen Song kaum anhört. Reduzierte Instrumentierung, leicht folkiger Touch, sogar ein Hauch Travis schwingt mit und sorgt für poppige Leichtigkeit im flotten, fieberhaften Umfeld. „I See Your Ghost“ bemüht sich tatsächlich um fieberhafte Klänge und geht mit wachsender Begeisterung nach vorne. Der Basslauf bleibt sofort hängen, die Gitarre reißt ein herrlich schauriges Solo an und die frühen Arctic Monkeys winken aus der Garage vorbei. Obwohl Ethos und Elan an die erste große Internet-Selfmade-Band erinnert, haben The Lathums aber ansonsten eher wenig mit ihnen gemein.

Wobei, Ohrwürmer können beide, bloß etwas anders. Das tiefenentspannte „How Beautiful Life Can Be“ ist der perfekte Titelsong für eine Platte, die gerne mal mit einem Hauch von Northern Soul kokettiert und dabei zeitlos wirkt. Im ellenlangen „Artificial Screens“ spielen sich The Lathums nach und nach in eine Art Rausch, wunderbar schwerfällig und doch von beeindruckender Leichtigkeit umspielt. Erneut enteilt die Gitarre dem Rest der Band und packt ein fantastisches Solo aus. Kleine, kurzweilige Perlen wie „Oh My Love“ und „Circles Of Faith“ unterstreichen hingegen das überaus eingängige Potenzial des Quartetts, dessen Radiofreundlichkeit nie aufgesetzt wirkt.

Eine gewisse Unbeschwertheit umgibt weite Teile dieses Debütalbums. The Lathums schreiben sympathische kleine Indie-Songs, die über hymnisches Airplay-Potenzial verfügen, zumeist sogar echte Ohrwürmer sind, und sich dennoch nie anbiedern. Zu fröhlich für Glum, zu modern für die Klassiker, zu charmant für die Britpop-Veteranen aus der ungefähren Region: Auf „How Beautiful Life Can Be“ schafft sich das Quartett seinen ureigenen Mikrokosmos, so wie es sich einst eine komplette Gig- und Probe-Infrastruktur aufbaute. Auf diese Songwriting-Magier sollte man künftig unbedingt ein Auge werfen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 24.09.2021
Erhältlich über: Island Records (Universal Music)

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