No Doubt – Settle Down

No Doubt

Zu den wichtigsten Vertretern des New Wave und Ska-Punks ab Mitte der 90er-Jahre kann definitiv die US-amerikanische Rockband No Doubt gezählt werden. Die sechsköpfige Combo um Frontfrau Gwen Stefani feierte mit ihrem zweiten Album „Tragic Kingdom“ sowie dem Überhit „Don’t Speak“ 1996 ihren Durchbruch und konnte gleich mal weit über 16 Millionen Platten absetzen. Obwohl ähnlich gigantische Erfolge seitdem nicht mehr wiederholt werden konnten, tauchte die Gruppe mit Hits wie „Just A Girl“, „Hey Baby“ oder „It’s My Life“ immer mal wieder in den Top 10 der Charts auf, ehe sich Stefani 2004 für eine Solokarriere entschied und ihren Kollegen den Rücken kehrte. Acht Jahre später jedoch wollen sie es noch einmal wissen: Mit „Push And Shove“ steht am 21. September der heiß erwartete fünfte Longplayer in den Startlöchern, und mit „Settle Down“ lässt die Truppe nun einen erfrischenden wie unkonventionellen Vorboten auf die Hörerschaft los.

Allein die Tatsache, dass man es hier mit einem knapp sechsminütigen musikalischen Epos zu tun bekommt, macht diesen Song schon recht einzigartig. Besonders das überlange, asiatisch anmutende Intro mit seinen mystischen Keyboardsounds sorgt für angespannte Erwartung, ehe es dann plötzlich mit karibischen Reggae- und Dancehall-Klängen sowie chilligen Lyrics ans Eingemachte geht. Geschickt werden hier bandtypische Elemente, z.B. aus Songs wie „Underneath It All“, mit neuen Facetten zu einer herrlich unangepassten Mixtur verwurstet. Während in den mit Sprechgesang garnierten Strophen ein Hauch Urlaubsfeeling aufkommt, eignet sich der charmant durchgedrehte Refrain mit seinen langgezogenen Versen hervorragend für jedes Festival. Im Mittelteil trifft man dann kurzzeitig auf orientalische Rhythmen und einprägsame Shouts („I’m a rough and tough“), die den fließenden Übergang zum sich wiederholenden Schlusschorus bilden. Kreativ gestalten sich auch die finalen 77 Sekunden, die den Song dank überzeugender Drumbeats und hintergründigen Chants ebenso verrückt enden lassen, wie er begonnen hat.

„Settle Down“ kann man getrost als vollwertige musikalische Wundertüte bezeichnen. Oder, um es mit einem guten alten Tom Hanks-Film zu halten, ist dieser Song wie eine Schachtel Pralinen: Man weiß nie, was man bekommt. No Doubt bleiben einerseits ihrer experimentellen Art treu und verbinden andererseits bereits erfolgreich getestete Fragmente mit neuen Hooks und Rhythmen. Auch und vielleicht gerade deshalb nehmen sie im Musikbusiness seit ihrer Gründung 1986 eine Ausnahmestellung ein, die von Fans und Kritikern gleichermaßen positiv gefestigt wird. Sicherlich werden einige ihrer Anhänger noch ein wenig die Explosivität ihrer früheren Werke vermissen, dennoch präsentiert sich die erste Single der Band seit fast einem Jahrzehnt so innovativ, wie man es von ihr gewohnt ist. Man muss kein Prophet sein, um vorhersagen zu können, dass No Doubt sowohl hiermit als auch mit „Push And Shove“ mal wieder für einen dringend notwendigen Paukenschlag in der schillernden Musikwelt sorgen werden.

VÖ: 17.08.2012
Interscope Records (Universal Music)

Settle Down @ musicload | @ Amazon kaufen

No Doubt @ Home | @ Facebook