Flittern – Flittern

Flittern
(c) Sebastian Igel

Gitarren-Neustart mit Mitte 30, so oder so ähnlich kündigen sich Flittern an. Drei Musiker – unter anderem Teile der aufgelösten Hey Ruin plus der aktuelle KMPFSPRT-Drummer Jan Gruben – suchen ihren eigenen Weg. Der befasst sich zwar mit Punk, was angesichts der musikalischen Vorgeschichte kaum verwundert, nimmt aber ebenso Pop- und Synthi-Elemente mit wachsender Wave-Begeisterung mit. Das erste Album heißt „Flittern“, so wie die Band, und hat hohen Unterhaltungswert, hört sich wie ein Coming-of-Age-Streifen zwischen Dorfleben und Weg in die Großstadt.

Der druckvolle, mitreißende Opener „Delirium“ bildet eine von vielen Facetten des Trios ab. Hier schwingt ordentlich Aufbruchsstimmung mit, nur um im Refrain mit Synthetik zu überraschen, die nicht so recht zum anfänglichen Drive passen will … oder doch? Diese Pop- und Wave-Verschiebung übernimmt eine zunehmend dominante Rolle, das Ding geht einfach nicht mehr aus dem Ohr. Hingegen geht „Willst du mit mir aussterben gehen?“ frontal nach vorne und bleibt bei aller Kompaktheit doch unverschämt eingängig. Gewisse Parallelen zu Drangsal passen angenehm ins Bild, ohne jedoch unnötig auf Kopien herumzureiten.

Genau das macht diesen Einstand auch so sympathisch: Man erkennt bestimmte Elemente anderer Acts, auch aus der musikalischen Vergangenheit des Trios, aber eben mit frischem Wind versehen. „Viva Widerstand“ ist eine muskulöse, ruppige und doch charmante Hymne geworden, zu der man sich herrlich heiser brüllen kann. In „Flaggen auf dem Mond“ schrauben Flittern den Pop-Faktor noch weiter in die Höhe, weben dichte Melodieteppiche und haben hörbar Spaß an ihren 80s-Wave-Exkursen. Wieder ein paar Türen weiter gibt sich „Alman Angst“ exquisit bissig und forsch, dabei auf gewisse Weise lässig und leger – ein weiterer kleiner Leckerbissen.

Hits, Hits und noch mehr Hits: Flittern schreiben Ohrwürmer, die sich zu keiner Zeit aufdrängen. Hier geht und ging es hörbar keinesfalls darum, bei Radiostationen unterzukommen, sondern um kleine und große musikalische Leckerbissen mit allerlei Ecken und Kanten, aber auch mit dicken Melodien. Das schlicht „Flittern“ betitelte Debüt ist bis obenhin voll mit sympathischen Tracks, die sich rund um Punk und Indie bewegen, die knietief in den 80s waten und doch spürbar im Hier und Jetzt verankert sind. Dieser ‚Neustart‘ ist mehr als geglückt.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 21.10.2022
Erhältlich über: Unter Schafen Records (AL!VE)

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