Olly Murs – Oh My Goodness

Olly Murs

Als One-Hit-Wonder in die Chartgeschichte einzugehen, ist so ziemlich das Schlimmste, was einem passionierten Musiker passieren kann. Besonders Castingshow-Teilnehmer ereilt dieses Schicksal bekanntermaßen – oft auch mangels Talent – nur allzu häufig. „X Factor“-Finalist Olly Murs braucht sich dahingehend jedenfalls keine Sorgen zu machen: Allein in seiner Heimat Großbritannien konnte er bereits mit drei Nr. 1-Singles sowie einem Nr. 1-Album aufwarten, und auch hierzulande stürmte der smarte 28-Jährige mit seinem Song „Heart Skips A Beat“ Radiostationen und Hitparaden. Und auch mit seiner zweiten Singleauskopplung „Oh My Goodness“ macht er gleich mal alles richtig, zeigt diese doch eine weitere, sehr schwungvolle musikalische Seite von ihm.

Während der Fokus bei seinem Erstlingswerk mehr auf RnB- und HipHop-Beats lag, begibt sich Murs hier in den erneut schwerst radiotauglichen Pop-Bereich und spielt nur so mit klassischen Blechblasinstrumenten, Drums und Pianoklängen. Nach akustischem Beginn nimmt der Song zunehmend Schwung auf und entfaltet vor allem im überaus melodiösen Refrain sein volles Potenzial. Hier zündet der Brite ein wahres Feuerwerk an ohrwurmverdächtigen und tanzbaren Sounds, die hervorragend mit seiner variablen Stimmfarbe harmonieren bzw. gar verschmelzen. Hier und da sind leichte Parallelen etwa zu Titeln von Ronan Keating nicht zu leugnen. Dass man einmal mehr das allgegenwärtige Thema Liebe durchexerziert, wird dabei geschickt durch erfrischende Lyrics kaschiert, die sich deutlich vom üblichen Süßholzgeraspel hervorheben („You got me dreaming of a life that anybody else would die for“). Einen besonderen Leckerbissen stellt der Mittelteil dar, der konträr zum Chorus wieder Tempo rausnimmt und sich voll und ganz auf das Murs’sche Organ konzentriert. Der abschließende Refrain mit seinen tonalen Höhen ist dann nur noch Formsache, wird aber ebenfalls höchst souverän dargeboten.

Wer das Album „In Case You Didn’t Know“ kennt, weiß, dass sich Olly Murs in vielen Stilrichtungen pudelwohl fühlt und obendrein auch noch das stimmliche Talent dafür besitzt. „Oh My Goodness““ ist mindestens so eingängig wie sein vorangegangener Nr. 1-Hit und stellt vor allem seine musikalische Eigenständigkeit eindrucksvoll unter Beweis. Es steht zu hoffen, dass sich der Song im stellenweise tristen Einheitsbrei aus wummernden Electro-Sounds behaupten und ebenfalls die höheren Chartregionen erreichen kann. Denn nichts anderes hat der aufstrebende und sympathische Musiker aus dem Olympia-Gastgeberland verdient.

VÖ: 10.08.2012
Epic Records (Sony Music)

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