Olly Murs – In Case You Didn’t Know

Olly Murs

Zu den Aufsteigern des Jahres 2012 darf man nach gerade einmal drei Monaten bereits den britischen Singer-Songwriter Olly Murs zählen. Der 27-Jährige, der sich im X Factor-Finale 2009 noch Konkurrent Joe McElderry geschlagen geben musste, trumpfte im Anschluss mit seinem selbstbetitelten Debütalbum in seiner Heimat so richtig auf. Anfang dieses Jahres war dann auch der Rest Europas fällig: Mit dem eingängigen Retro-Popsong „Heart Skips A Beat“ zusammen mit den Herren von Rizzle Kicks sicherte er sich in einigen Ländern die vordersten Chartpositionen. Dass seine soulige Stimme vielseitig einsetzbar ist, beweist er auf seinem neuen Longplayer „In Case You Didn’t Know“, der dank frischen Sounds und Mitsumm-Faktor den Frühling musikalisch einläutet.

Stilistisch bekommt man hier einen quietschbunten Mix aus Pop, Jazz, Reggae, Soul und HipHop geboten, der einerseits modern rüberkommt, andererseits jedoch auch Erinnerungen an die 80er- und 90er-Jahre wach werden lässt. Da wäre z.B. das eingängig-fröhliche „Oh My Goodness“, das mit klassischen Blechblasinstrumenten und einem flotten Tanzbeat überzeugen kann, wie man ihn unter anderem bereits von Cee Lo Green kennt. Bei der zweiten Single-Auskopplung „Dance With Me Tonight“ kommt ebenfalls leichtes Retro-Feeling rüber. Mit viel Swing ausgestattet, hält es bei diesem Rhythmus-Biest niemanden mehr auf den Sitzen. Ähnlich strukturiert präsentieren sich die Songs „I’ve Tried Everything“ und der schmissige Piano-Titel „On My Cloud“, der unverkennbar an Aloe Blaccs Megahit „I Need A Dollar“ angelehnt ist, jedoch mehr als genügend Eigendynamik besitzt.

Doch Olly Murs kann auch anders: Mit den gefühlvollen und sauber produzierten Balladen „I Need You Now“ und besonders „This Song Is About You“ beweist der junge Brite eindrucksvoll, dass sich seine wandlungsfähige Stimmfarbe jeglicher Soundstruktur perfekt anpassen kann. Mit viel Soul intoniert er zudem die luftig-leichten, mit Reggae-Elementen versehenen Lieder „Tell The World“ sowie den Titelsong „In Case You Didn’t Know“, die den perfekten Soundtrack für einen Faulenzertag in der Hängematte am Strand darstellen. Wer sich nun fragt, wo die Schwächen dieses Albums liegen, der wird erstaunt sein: Es gibt einfach keine. Jede Komposition ist in sich ausgereift und zeigt den Sänger stets von einer anderen Facette. Ob rockig wie bei „Anywhere Else“ oder poppig wie sein Megahit „Heart Skips A Beat“ – aufkommende Langweile oder gar einen Totalausfall sucht man hier vergebens. Stattdessen gibt’s handgemachte, qualitativ erstklassige Musik eines begnadeten Singer-Songwriters, der sich für die stimmigen Lyrics federführend verantwortlich zeichnet.

„In Case You Didn’t Know“ ist ein recht untypisches Album für einen Castingshow-Teilnehmer. Weder kaugummiartige Plastik-Beats noch stupide Liebesschwüre bekommt man hier serviert, stattdessen erwarten einen knapp 45 Minuten reiner Hörgenuss mit beschwingtem Rhythmus und einer Stimme mit gehörig Wiedererkennungswert. Natürlich fällt das Ergebnis insgesamt nicht allzu revolutionär aus, trotzdem werden sich Liebhaber radiotauglicher und zugleich niveauvoller Feel-Good-Songs an diesem Werk nicht so schnell satt hören können. Pünktlich zum offiziellen Frühjahrsbeginn und den ansteigenden Temperaturen passt die Veröffentlichung des Albums also wie Arsch auf Eimer. Man darf gespannt sein, wie viel Potenzial noch in diesem Ausnahmetalent namens Olly Murs steckt.

VÖ: 09.03.2012
Epic Records (Sony Music)

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