Fujiya & Miyagi – Slight Variations

Fujiya & Miyagi
(c) Olly Hearsay

Sie sind gefühlt schon immer dabei, haben immer wieder kleine Kulthits und bleiben dennoch ein recht übersichtlich gehaltenes Phänomen: Seit über zwei Jahrzehnten befassen sich Fujiya & Miyagi mit Elektronik, mit Dance, Psychedelia und Kraut, zuweilen eingängig und doch weltoffen für Wahnsinn. Das Gründungsduo David Best und Steve Lewis ist weiterhin an vorderster Front dabei, das Line-up veränderte sich mehrfach, es gab bislang acht Alben sowie diverse Platzierungen in TV-Serien und Videospielen. Mit ihrem neuesten Werk wollen die Briten nun zugleich eine Rückschau und Vorschau bieten: „Slight Variations“ ist das wohl vielfältigste Werk der Elektroniker.

Da wäre beispielsweise das wunderbar tanzbare, leicht schräge „Digital Hangover“. Beat und Bass gehen wunderbar nach vorne, die Beeps und Bleeps kommen unorthodox und doch passend rüber, während die Vocals von typischer Lässigkeit durchzogen sind – es kann manchmal so einfach sein. Hingegen bewegt sich „Oops“ bewusst in schroffen, technoiden Gefilden und zählt mit zu den härtesten Tracks, die Fujiya & Miyagi je aufgenommen haben. Club-Banger gehen trotzdem anders, dafür sorgen unterschwellige Gitarren und die stete Suche nach der Auflösung dieses manischen und doch tiefenentspannten Konzepts.

Hingegen wählt der eröffnende Titelsong „Slight Variations“ Disco-, Funk- und Dance-Ideen für sein vertrautes Understatement und dockt damit bei !!! an – ein überraschend hibbeliger und doch stilvoller Exkurs. In „FAQ“ taucht hingegen eine feine Prise Dub auf, entschleunigt komplett und rückt die einfühlsamen Vocals in den Mittelpunkt. „Non-Essential Worker“ wildert hingegen in mittlerweile vertrauten Kraut-Gefilden, schimmert und wabert gekonnt, von feinsinnigen Melodien und betörenden Gitarren begleitet. Das kurze, unverschämt eingängige „Olympian Heights“ erinnert im Refrain hingegen ganz kurz an „Enjoy The Silence“, nur um komplett die funkige Richtung zu wechseln.

Fujiya & Miyagi tanken sich mehr oder minder durch ihr bisheriges Schaffen, allerdings mit komplett neuer Musik, und nehmen zugleich ein paar frische Ideen mit. Auch nach über 20 Jahren im Geschäft lassen die Briten keinerlei Müdigkeit oder gar Genügsamkeit erkennen. Und so ist alles mit dabei, von den tanzbaren Anti-Club-Nummern über dezent (indie-)poppige Anwandlungen bis hin zur krautigen Sinnsuche. Gemeinsam mit etwas neueren Techno-, House- und Dub-Einflüssen gelingt mit „Slight Variations“ die nächste wunderbare kleine Perle der altgedienten, aber keineswegs müden Briten.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 30.09.2022
Erhältlich über: Impossible Objects of Desire (Bertus)

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