ESC 2013: Robin Stjernberg beerbt Loreen
Das Vorentscheidungshighlight jeder ESC-Saison – das schwedische Melodifestivalen – wurde von den Fans in diesem Jahr mit noch größerer Spannung verfolgt als sonst und schaffte so auch direkt einen All-Time-Zuschauerrekord. Der Grund für das gesteigerte Interesse: Dieses Jahr galt es immerhin einen Nachfolger für Loreen und damit den Vertreter für den Grand Prix im eigenen Land zu finden. Wie nun schon seit zehn Jahren traten 32 Acts in fünf Vorrunden gegeneinander an. Ins Finale schafften es letztendlich zehn Songs.
Fast hatte man in diesem Jahr den Eindruck, die Schweden wären der Aufgabe, eine neue Loreen zu finden, nicht gewachsen gewesen, denn das Niveau war insgesamt schlechter als in den Jahren zuvor. So wartete man Semifinale für Semifinale auf den großen Wurf, der bis zuletzt aber ausblieb. Das Finale war damit letztendlich so spannend wie lange nicht, da es keinen eindeutigen Favoriten gab. Vor allem bei Teenagern schien der 17-Jährige YOHIO hoch im Kurs zu liegen, eine Mischung aus Möchtegern-Rocker und Mangafigur. Sein „Heartbreak Hotel“ schaffte es am Ende zwar auf den ersten Platz der Zuschauerabstimmung, die fehlenden Punkte der internationalen Jury kosteten ihn jedoch den Sieg.
Das musikalisch anspruchsvollste Lied kam in diesem Jahr von Ralf Gyllenhammer, dem Sänger der schwedischen Hard Rock-Band Mustasch. Er galt im Vorfeld als Geheimfavorit, der YOHIO den Sieg streitig machen könnte. Im Finale litt er dann leider unter einer Erkältung, was nicht unwesentlich auf seine Stimme schlug – und ihn damit jegliche Chancen auf den Sieg kostete. Den Preis für die beste Pyrotechnik hat er dennoch verdient.
Der Rest? Nette Liedchen, zwei Spaßbeiträge und viele kleine Jungs, die versuchten in die Fußstapfen Eric Saades zu treten. Und natürlich noch der Überraschungs-, letztendlich aber verdiente Sieger des Abends: Robin Stjernberg. 2011 hatte er beim schwedischen Idol den zweiten Platz hinter Melodifestivalen-Konkurrentin Amanda Fondell belegt. In der Vorrunde hatte er es zunächst nur in die Andra Chansen („zweite Chance“)-Show geschafft, sich dort dann aber noch fürs Finale qualifiziert. Dort wählte ihn zunächst die internationale Jury auf Platz 1 und schließlich das schwedische Publikum auf Platz zwei hinter YOHIO, was schlussendlich für den Sieg reichte. Zumindest der Stimmung in der Halle nach zu urteilen ist „You“ ein durchaus würdiger Gewinner, in Malmö riecht es aber eher nach einem Platz im Mittelfeld.
Für den bewegendsten Moment des Abends sorgte aber – wie sollte es anders sein – Loreen, die „Euphoria“ zusammen mit dem Chor einer integrativen Schule für gehörlose Kinder darbot. Damit schlug sie sogar Alcazar, die den bis dato besten Pausenact des Jahres abgeliefert hatten. Es kann eben nur eine Königin geben. Und das wird der ESC auch in Malmö noch schmerzlich zu spüren bekommen; auch hier wird – so viel lässt sich mittlerweile schon sagen – kein Song dabei sein, der „Euphoria“ das Wasser reichen kann.