Peace – Follow Baby
Rockmusik muss mal wieder gerettet werden von neuen Hoffnungsträgern, die unter Umständen nach einem Album wieder in der Versenkung verschwinden. Was zynisch, womöglich auch bitter klingt, wurde in der Vergangenheit in zahlreichen Fällen Realität, soll Peace allerdings nicht passieren. Das britische Quartett aus Worcester wurde bereits von der BBC und dem NME abgefeiert, hat zahlreiche Gigs in prominenter Platzierung hinter sich und veröffentlicht nun das Debütalbum „In Love“. Gleichzeitig damit erscheint „Follow Baby“, nach „Wraith“ die bereits zweite Single der Friedliebenden.
Das Riff zu Beginn erinnert an einen Hybrid aus dem aktuellen (und damit auch klassischen) My Bloody Valentine-Schaffen sowie „E-Pro“ von Beck. Dieser schräge und vor allem laute Auftakt währt aber nur kurz, denn die Strophe wird deutlich reduzierter, basslastiger angelegt. Harry Koissers Gesang wirkt angenehm schmerzhaft, nimmt gewisse Höhen mit und erschallt bissig genug, um zu erschüttern, ja sogar zu verwirren. Dieses mächtige, selbstbewusste Auftreten bereitet auf einen unverschämt eingängigen Refrain vor, der Falsett und Funk-Einschlag hinter zig Melodie-Ansätzen und Gitarrenspuren versteckt. Selbst wenn sie radiofreundlich sein wollen, agieren Peace sperrig, verkopft, schwer greifbar.
„Follow Baby“ ist zwar nach klassischem Verse-Chorus-Verse-Schema aufgebaut, experimentiert dafür mit diversen Sound-Schnipseln und Riff-Ansätzen, die sich gegenseitig ad absurdum führen, in den letzten Sekunden des Songs schlicht und ergreifend konfus klingen. Gerade das funktioniert jedoch, dieses unorthodoxe Auftreten mit Blur’schem Britpop-Einschlag, ein wenig 80s-Energie und eben jenem prägnanten „E-Pro“-Riff. Nicht nur „Wraith“, auch die neuee Auskopplung (in UK, deutlich sinnvoller, als erste Single veröffentlicht) fällt gleichmaßen unterhaltsam und leicht kaputt aus. Gerettet wird hier nichts, gerockt dafür ohne Rücksicht auf Verluste.
Follow Baby
VÖ: 22.03.2013 (DL-Single)
Columbia Records (Sony Music)
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