Herrenmagazin – Du hast hier nichts verloren

Endlich wieder da. Als wären sie nie weg gewesen. Et cetera. Und was auch immer. Fakt ist, dass das bis dato letzte Herrenmagazin-Album fast zehn Jahre auf dem Buckel hat. Irgendwann war tatsächlich Stille eingekehrt, selbst die Band wusste nicht so recht, ob denn noch etwas kommen würde. Und letztlich ging es doch schnell, von ‚glücklichen Fügungen und kreativen Zusammenstößen‘ quasi zur Fertigstellung eines neuen Albums gezwungen. Manche Ideen kreisten bereits seit gut zehn Jahren umher, andere entstanden in der jüngeren Vergangenheit, nur um letztlich zusammenzufinden. „Du hast hier nichts verloren“ klingt gleichzeitig so, als hätte es die Pause nicht gegeben, und mutet doch angenehm frisch an.
Viel wurde gemeinsam in der Küche erarbeitet, auch die Texte, zudem kehrte man bewusst der, wie man es selbst nennt, ‚Jammerigkeit‘ der letzten Platten den Rücken und schreibt auch mal positivere Zeilen. Das können Herrenmagazin mittlerweile, finden sie, und das stimmt auch: „Kontext“ holt die Musik aus dem Innersten nach außen, vermittelt beinahe so etwas wie Aufbruchstimmung und entdeckt das Herz als heimatlicher Hafen. Ist „Harte Hände“ das Gegenteil? Darüber lässt sich streiten, wobei die sympathische Gemächlichkeit mit klaren Worten vermengt wird. Wie ordentlich das ist, nun, bleibt auch egal, denn der Track bleibt in der Seele.
Hingegen steuert der Opener „Alter Debütant“ direkt in die Beine, wirkt herrlich frontal und hibbelig, erinnert an alte schrammelnde Indie-Perlen und punktet trotzdem mit frischem Wind. Es soll nicht der letzte Widerspruch bleiben, auch nicht die letzten treibenden Gitarren. „Mit halbleeren Worten“ bleibt man nie zurück, und doch kann man sich dieser beherzten Energieleistung samt kräftiger Portion Gefühl eigentlich nicht entziehen, Albumtitel inklusive. Dass ausgerechnet „Fragment“ in seiner Gesamtheit überzeugt, passt ins Bild – ein weiterer Indie-Hit, der im Ohr bleibt. Wie auch das reduzierte „Ich bin für dich da“, ein wärmender Abgang, der das schöne Schleifchen auf die Platte zaubert.
Und die bietet wirklich alles, was man sich von Herrenmagazin erhoffte. Dennoch hat „Du hast hier nichts verloren“ so gar keine Lust, einfach nach Schema F abzuliefern. Die obligatorischen Rückgriffe bleiben vorhanden, während die hoffnungsvollere, optimistischere Ausrichtung mehr als nur ein sehr willkommener Beigeschmack ist. Zudem ist das Songwriting aller elf Kapitel über jegliche Zweifel erhaben. Fieberhaft schrammelnde Indie-Tracks, gefühlvolle Reduktion, feinsinnige Melodien und eine kräftige Portion Melancholie finden einmal mehr zusammen. Herrenmagazin verpassen sich eine kleine, aber feine Frischzellenkur und melden sich mit Pauken, Trompeten und richtig guter Musik zurück.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 04.04.2025
Erhältlich über: Grand Hotel van Cleef (Indigo)
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