ESC 2013: Die nordischen Beiträge

esc_norwegen2013

Jahr für Jahr bieten die nordischen Länder Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden mit ihren Vorentscheidungen zum Eurovision Song Contest beste Fernsehunterhaltung. Das führt nicht nur dazu, dass diese Shows in den jeweiligen Ländern fast wichtiger sind als das internationale Finale, sondern spült diese Länder auch regelmäßig in den Kreis der Favoriten und bescherte mit Ausnahme von Island jedem dieser Länder mindestens einen Sieg in der ESC-Neuzeit nach Guildo Horn. Und dieses Jahr bildet keine Ausnahme: Emmelie de Forest aus Dänemark gilt mit ihrem „Only Teardrops“ derzeit als heißeste Favoritin auf den Sieg in Malmö, Robin Stjernberg aus Schweden liegt mit „You“ bei den Buchmachern immerhin auf Platz 6. Grund genug, heute auch die Beiträge aus Finnland, Island und Norwegen vorzustellen.

Finnland schickt mit Krista Siegfrids eine Mischung aus Katy Perry und Silvia Night (Island 2006) ins Rennen. Ihr „Marry Me“ ist ein poppiges Gute Laune-Lied, das textlich zunächst dümmlich daher kommt, mit dieser Naivität aber gleichzeitig spielt und sie auf die Schippe nimmt. Allerdings schient diese ironische Komponente nicht bei allen anzukommen, dann vor allem die Textzeile „I’m your slave and you’re my master“ brachte Krista in ihrem Heimatland schon schlechte Presse ein. Obwohl „Marry Me“ moderne Popmusik ist, die man sich auch in den hiesigen Charts vorstellen könnte, kommt der Song sowohl bei den Fans als auch bei den Buchmachern höchstens mittelgut an. Zumindest ins internationale Finale sollte es der Song schon allein dank des wunderbaren „Ding Dong“s aber schaffen.

Norwegen hat seit dem Sieg von Alexander Rybak 2009 drei traumatische ESC-Jahre hinter sich. Jedes Jahr wieder galt der norwegischen Beitrag als Mitfavorit, in keinem Jahr reichte es für einen Platz jenseits der 20, 2011 blieb Stella Mwangi  mit dem hochgelobten „Haba Haba“ sogar im Halbfinale hängen. All das soll Margaret Berger mit ihrem „I Feed You My Love“ in diesem Jahr vergessen machen. Der Song ist sehr düster, sehr elektronisch und obwohl melodisch keinerlei Parallelen zu „Euphoria“ erkennbar sind, fühlt man sich unweigerlich an Loreens Auftritt im vergangenen Jahr erinnert. Ganz ohne Zweifel ist auch dieser Song moderner Pop und die Buchmacher sehen Norwegen zum jetzigen Zeitpunkt auf Platz 2 hinter Dänemark.  Trotzdem ist diese Wahl nicht ganz risikolos, denn ob „I Feed You My Love“ wirklich das gesamte europäische Publikum ansprechen kann oder am Ende vielleicht doch nicht eingängig genug ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer vorauszusagen.

Den schwersten Stand in den Reihen der diesjährigen Teilnehmer aus Nordeuropa hat Eyþór Ingi Gunnlaugsson aus Island. Sein auf isländisch vorgetragener Song „Ég á Líf“ ist eine typische Grand Prix-Ballade und daher irgendwo zwischen zeitlos schön und absolut unmodern anzusiedeln. Das Lied ist äußerst schlicht und die Entscheidung, es in der Landessprache zu belassen, war auf jeden Fall richtig. In die Top 5 kommt man mit sowas heutzutage allerdings nicht mehr. Unter Umständen könnte Eyþór aber einen Überraschungserfolg landen wie Ott Lepland mit „Kuula“ im letzten Jahr für Estland und zumindest ins Finale und dort vielleicht in die Top 10 kommen. Dazu müsst bei seinem Auftritt aber alles stimmen und er seine Bühnenpräsenz im Vergleich zur isländischen Vorentscheidung erheblich verbessert haben.

Der Trend geht also ganz klar dazu, dass die nordischen Länder auch in diesem Jahr wieder den Songcontest prägen und Dänemark und Norwegen könnten in diesem balladenlastigen am Ende sogar den Sieg unter sich ausmachen.