Nine Inch Nails – Came Back Haunted
„Ich war nicht besonders ehrlich darüber, was ich in letzter Zeit so gemacht habe.“ – Mit diesen Worten eröffnet Trent Reznor ein Posting auf der offiziellen Nine Inch Nails-Band-Homepage über das Studio-Comeback seiner Band, nachdem bereits erste Live-Auftritte und ein neues Tour-Lineup angekündigt worden waren. Nachdem sich Reznor im September 2009 eine Auszeit von seinem Industrial-Monster nahm, veröffentlichte er das Debütalbum von How To Destroy Angels, der gemeinsamen Band mit seiner Frau Mariqueen Maandig, und steuerte zusammen mit Atticus Ross die Soundtracks zu „The Girl With The Dragon Tattoo“ und „The Social Network“ bei, letzterer sogar Oscar-, Grammy- und Golden Globe dekoriert. Nun taucht, quasi aus dem Nichts, die neue Nine Inch Nails-Single „Came Back Haunted“ auf.
Ein schroffer, ungewohnt direkter Beat eröffnet den Track, schnell mit Bassgewitter und Reznors gleichermaßen fordernder wie einfühlsamer Stimme zugedeckt. Der Chef steht wieder im Ring, zieht die Fäden und vollzieht den Wechsel in bestens bekannte höhere Register nach wie vor problemlos. Richtig groß ist der Refrain ausgefallen, von zusätzlichen Synthis und Gitarren regelrecht zerschossen. Binnen Sekunden bläht sich das Arrangement auf und erinnert in seiner Gefährlichkeit an die ersten Nine Inch Nails-Alben. Tatsächlich scheint „Came Back Haunted“ ein wenig gen „Pretty Hate Machine“ und „The Downward Spiral“ zu schielen, ignoriert die experimentierfreudigen letzten Alben ein wenig (obwohl man eine Prise „Survivalism“ im Chorus erkennen kann) und fettet den Song stattdessen mit weiteren Spuren auf, fährt wahre Gitarrensalven und zusätzliches Programming auf, bevor das Konstrukt nach gut fünf Minuten langsam in sich zusammensackt.
Trent Reznor zeigte sich in seinem bereits erwähnten Posting von der Arbeit am neuen Album überzeugt. Die gemeinsam mit Alan Moulder und Atticus Ross geschnitzte Langrille hört auf den Namen „Hesitation Marks“ und soll am 31. August erscheinen – mit Major-Unterstützung, ohne großes Verschenken. Gute Musik hat ihren Preis, wofür „Came Back Haunted“ beispielhaft steht. Nine Inch Nails scheinen sich ein wenig an ihren Anfangstagen orientiert zu haben und treten kompakter, gefestigter auf. Der schroffe Beat geht in die Beine, der sperrige, gleichzeitig hymnische Refrain hat beinahe Ohrwurmqualitäten. In dieser Form kann das Comeback nur von Erfolg gekrönt sein, zumindest auf qualitativer Ebene.
Came Back Haunted
VÖ: 07.06.2013 (DL-Single)
Null Corporation (Universal Music)
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