Little Dragon – Slugs Of Love

Little Dragon
(c) Delali Ayivi

Kaum eine Band lässt sich so schwer kategorisieren wie Little Dragon, und gerade das macht ihren Sound so spannend. Das schwedische Quartett durfte sich sogar über die Nominierung für einen Dance-Grammy freuen, geht deswegen aber keinesfalls auf Nummer Sicher. Auch ihr neuestes Werk gibt sich so vielschichtig und unvorhersehbar wie menschenmöglich. Im Vorfeld wurden nach eigenen Angaben sämtliche existierenden Muster aufgelöst, um die Zusammenarbeit und Kommunikation ganz anders aufzuziehen. Von prominenten Gästen begleitet, macht „Slugs Of Love“ einen frischen und zugleich angenehm vertrauten Eindruck.

Der prominenteste Name ist ohne Frage Damon Albarn (Blur, Gorillaz), der „Glow“ seine ikonische Stimme leiht. Einen gemächlichen, butterweichen RnB- und TripHop-Track hat man sich wohl kaum erwartet, doch passt das prima. Seine meditativen Vocals harmonieren prima mit der ohnehin fantastischen Yukimi Nagano, die sich das gesamte Album hindurch in bestechender Form zeigt. Im etwas lebhafteren, deepen „Stay“ taucht der US-Rapper JID auf, der bei J. Coles Label unter Vertrag steht und dem reduzierten, verträumt-unwirklichen Song eine angenehm eigenartige, leicht schräge Facette abringt.

Eigentlich brauchen Little Dragon aber niemanden, denn sie machen ihre Sache auch so wunderbar. Der Titelsong „Slugs Of Love“ geht lebhaft nach vorne, von schrägen Synthies begleitet, dabei so poppig und mitreißend wie eh und je. Sogar für ein Saxofon bleibt Platz – wie ein Fiebertraum. Ein ruppiger, massiver Beat begleitet „Kenneth“ und erzeugt einen spannenden Kontrast zu den weichen Vocals. HipHop- und Jazz-Vibes gesellen sich zum Lo-Fi-Pop-Chic. Die Leichtigkeit der Schwere zelebriert hingegen das eröffnende „Amöban“, lebhaft und tiefenentspannt zugleich. In dieser betont paradoxen Welt fühlen sich die kleinen Drachen wohl und stimmen magische Harmonien an.

Ein Album im steten Fluss, so vielschichtig wie surreal, so konkret wie unwirklich – in diesem nahezu konstanten Widerspruch schaffen Little Dragon ein weiteres Mal pure Magie. „Slugs Of Love“ fühlt sich zwischen den Stühlen besonders wohl und gibt sich doch so klar und deutlich dem eigenen Ding hin. Lebhafte bis tanzbare Pop-Nummern, Lounge-Sensibilitäten, TripHop-Attitüde und schier unendlich viele Zwischentöne finden auf aufregende Weise zusammen. Überraschend und irgendwie auch nicht, zudem bis obenhin voll mit starken Songs: Little Dragon bleiben in bestechender Form.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 07.07.2023
Erhältlich über: Ninja Tune (Rough Trade)

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