Julian Nantes – So Walk Slow

Julian Nantes

Nach der freundschaftlichen Trennung von High Level Headphones wagte sich Julian Leixnering als Julian Nantes auf Solopfade. Gitarre, Bassdrum, Kick Tambourine – mit einfachsten Mitteln wurde aus dem Salzburger Singer/Songwriter eine One-Man-Band. International geprägt und fern von jeglichem Lokalkolorit, hat Nantes gleich zwei heiße Eisen im Feuer: Neben seiner Tätigkeit bei The Helmut Bergers, die aktuell neues Material anteasern, erscheint die zweite Solo-EP „So Walk Slow“ im kompakten Digipak-Format.

Ähnlich kompakt fällt die musikalische Präsentation aus: sechs Songs in 18 Minuten, es wird nicht gerade lange gefackelt. Das Material kennt man bereits überwiegend von Nantes‘ Live-Auftritten, so auch den Opener „The Walk“, den Vorboten der Platte. Pete Yorn winkt aus dem vorbeifahrenden Auto, wenn der Salzburger von den ruhig präsentierten Strophen unvermittelt in deutlich rauere, scharfkantige Passagen wechselt. Der 24jährige bringt ein für sein Alter bemerkenswertes Reibeisen mit, kreuzt die jugendliche Unbekümmertheit eines Jake Bugg mit der Getriebenheit von Black Rebel Motorcycle Club.

Die beiden besten Songs setzt Nantes zur Album-Mitte ab. „Boy!“ baut sich generisch auf. Kickdrum und flotte Akustik-Gitarre – neu ist das nicht, originell keineswegs, vielleicht aber gerade deswegen so gut. Aus diesem abgedroschen Grundmotiv entwickelt sich ein flotter Dreiminüter mit unterschwellig folkiger Note (sind Mumford & Sons immer noch eine potente Referenz?) und zahlreichen kleinen Zäsuren, in denen die Schönheit des Moments nebst Kickdrum-Inferno zelebriert wird. Fast noch stärker ist „Ride With Me“, sozusagen die Antwort auf Ed Sheerans Ginuwine-Cover „Pony“. Dezent anzüglich vorgetragen, peitschen bluesige 70s-Motive und auf die Akustikgitarre heruntergebrochene Hard Rock-Elemente knapp zweieinhalb Minuten verschmitzte, reife Bosheit vor sich hin.

Eindrucksvoll an „So Walk Slow“ ist die Reife des Künstlers. Julian Nantes ist erst Mitte 20, hat jahrelange Musik-Erfahrung und klingt wie ein alter Hase – minus Selbstzufriedenheit – der sich gelegentlich von den Überresten jugendlichen Übermutes übermannen lässt und sich mit einem gesunden Maß an Begeisterung austobt. Vor allem gelingt dem Salzburger mit seiner zweiten EP aber eine Sache richtig gut: die schlichte, raumfüllende Präsenz einer One-Man-Band in all ihrer Ursprünglichkeit auf Platte zu bannen, Hall-Effekt und roher Charme inklusive.

Julian Nantes - So Walk Slow

So Walk Slow
VÖ: 11.07.2014
Eigenvertrieb

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