Slow Leaves – In Solitude, For Company

Ist das nun ein neues Album oder ein etwas anders aufgezogenes Best of? Ja, befindet Grant Davidson, und macht einfach. Mit der Mission, traurige Songs noch trauriger zu gestalten (natürlich kann man das Augenzwinkern förmlich hören), machte sich der als Slow Leaves bekannte Sänger und Songwriter daran, vertrautes Material umzudenken. So entfernte er alles, was er als nicht notwendig befand, reduzierte die Arrangements auf ein Minimum und legt den Kern bekannter Lieder frei – teils solo und akustisch vorgetragen, teils mit dezenter Zusatzinstrumentierung und Gesangsharmonien umgesetzt. „In Solitude, For Company“ denkt das bisherige Schaffen auf gekonnte Weise um.
Was beispielsweise im magischen „Losing My Mind“ geschieht, verzückt von der ersten Sekunde an. Davidsons Gesang scheint sich zunächst hinter der Akustik-Gitarre zu verstecken, wird nur langsam hervorgeholt und von Dom Adams sympathisch gedoppelt. Hieraus entsteht schwer in Worte zu fassende Intimität, die ebenso rührt wie das bedächtig eingezählte „Miss You“ – fast Upbeat im Vergleich und doch alles andere als wild. Das ist bei Slow Leaves so und so keine Option, doch kann die weitere Reduktion auf die Essenz des flotten Liedchens trotzdem verzücken – voller grandioser Harmonien und einem unausweichlichen Grinsen.
Hingegen kann „Sink Full Of Dishes“ in seinem beiläufigen Minimalismus erdrücken. Davidson wird zwischendurch lauter, packt ein wenig Chamber-Drama in seine Vocals, und doch setzt anfängliche Schwere ein tolles Zeichen. „Looking Out My Window“ erhöht die Schlagzahl, klingt fast ausgearbeitet und passt doch prima in dieses eigenwillige, sympathische musikalische Umfeld. Die Verabschiedung „Say Goodnight“ braucht nicht viel fürs vollkommene Glück, während „Wishes“ mit zweistimmigem Gesang und herzigem Leben ein beseeltes Lächeln auf die Lippen zaubert. „Happy All The Time“ ist natürlich nicht die Überschrift, die Zweideutigkeit dahinter aber schon viel eher.
Und diese entwickelt sich – wenig überraschend – zum absoluten Volltreffer. Diese Dreiviertelstunde plus lässt den Songs den nötigen Raum, um sich zu entfalten, selbst wenn eigentlich nicht so viel dahintersteckt. Gut, das ist bestenfalls ein oberflächlicher Eindruck, denn die emotionale Tiefe dieser 14 Tracks offenbart sich erst nach und nach, selbst bei dieser übersichtlichen Instrumentierung. Etwas andere Slow Leaves blühen auf und wollen doch ganz genau gehört werden, bei diesem Fokus auf das emotional Essenzielle. „In Solitude, For Company“ wirkt allein und doch nie verlassen, und nimmt auf eben jene Weise fest in den Arm – eine wunderbare Ergänzung zu Davidsons bisherigem Schaffen.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 25.04.2025
Erhältlich über: Make My Day Records (The Orchard)
Website: slowleaves.com
Facebook: www.facebook.com/slowleaves