Ed Sheeran – Lego House

Ed Sheeran

Manchmal, aber nur manchmal, haben Castingshows auch etwas Gutes an sich. So brachte die erste Staffel von „The Voice of Germany“ im vergangenen Winter nicht nur die Gewinnerin Ivy Quainoo hervor, sondern gab auch der Deutschland-Karriere des 21-jährigen Briten Ed Sheeran den nötigen Anstoß. Kurz nach seinem Auftritt im Finale der besagten Sendung schoss „The A Team“ hierzulande in die Top 10, das dazugehörige Debütalbum „+“ verfehlte diese denkbar knapp. Ziemlich verspätet reicht nun die Plattenfirma die Nachfolgesingle „Lego House“ als 2-Track hierzulande nach.

Vorab sei gesagt: Wer einen Stilwechsel fernab vom Erstlingswerk erwartet hat, der sei mit den schnelleren Tracks auf „+“ wie „You Need Me, I Don’t Need You“ oder „The City“ besser bedient. Um es in der Variante eines Wortspieles auszudrücken: „Lego House“ ist wie sein Vorgänger aufgebaut und unterscheidet sich in wenigen Bausteinen, ohne dabei das Gerüst zu gefährden. Die Strophen sind gekennzeichnet durch Sheerans soulige Tonart und die Akustikgitarre, während im Refrain Pianoklänge und seichte Drums zu hören sind. Diese sind aber nicht die Essenz des Liedes, viel mehr ist es Sheerans Stimme, die wandelbarer ist als Rihannas alljährliche Albenproduktionen. Von verträumt singend bis zum zappeligen Raggamuffin, bietet Sheeran ein breites Spektrum und bestimmt so das Tempo ganz eigenmächtig.

Inhaltlich betrachtet, tendiert „Lego House“ zum klassischen Schema eines Liebesliedes. Erzählt wird von der alten Lebensweisheit, dass man nach einer beendeten Beziehung wieder von neu anfangen kann und sich aus den selben Klötzchen etwas Neues erschafft. Nicht umsonst hat Sheeran in einem Heim für Obdachlose gearbeitet, was bereits thematisch unterschwellig in „The A Team“ durchsickerte. Das sehenswerte Video wartet mit einer Starbesetzung auf: Rupert Grint, Sheerans Frisurendouble und nebenbei bekannt als Ron Weasley in den „Harry Potter“-Romanverfilmungen, spielt einen obsessiven Stalker, der seinem Vorbild (Sheeran) nacheifern und nahe kommen möchte, was ihm allerdings durch dessen Sicherheitspersonal versagt bleibt. Enttäuscht über die Ereignisse, zerplatzt der Traum des Fans, was im Musikvideo unter anderem durch die Metapher der dänischen Do-it-yourself-Architektenfirma perfekt umgesetzt wird.

Dem sonst so positiven Eindruck zu Trotz, fällt das Bonusmaterial des Releases doch recht spärlich aus. Lediglich eine Akustikversion des Albumtracks „Grade 8“ wird der A-Seite beigesteuert. So scheint es für den jungen Singer/Songwriter schwer, den Auftaktserfolg von „The A Team“ in Deutschland zu wiederholen, obwohl seine Musik bundesweit anständige Radiopromotion genießt. Nichtsdestotrotz: Ed Sheeran bleibt der Minimalist in der von gleichklingenden Elektropop-Basteleien übersäten Musikwelt. Und so ein (roter) Farbklecks in der Branche ist ganz und gar wünschenswert.

VÖ: 22.06.2012
Atlantic Records (Warner Music)

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