Aretha Franklin – Sings The Great Diva Classics
Wenn man keine neuen Ideen hat, bringt man einfach ein ‚Greatest Hits‘-Album oder eine Cover Platte – eine Faustregel, die auf Aretha Franklin nun wirklich nicht zutrifft. Die Queen of Soul hat sich mit ihren 72 Lenzen bereits knapp sechs Jahrzehnte im Musikgeschäft gehalten – stets frisch, stets aufregend, stets überraschend. Wenn die Franklin also klassische und zeitgenössische Songs legendärer Sängerinnen covern möchte, soll sie es tun. „Aretha Frankling Sings The Great Diva Classics“ überrascht – positiv wie negativ.
Von Disco-Beats und moderneren Klängen sollte sich die Königin künftig fernhalten. Der Hybrid aus „I Will Survive“ und „Survivor“ (Destiny’s Child) will nicht so recht zur Stimme der lebenden Legende passen, auch der Hybrid aus „I’m Every Woman“ und „Respect“ (ihrem weltbekannten Otis Redding-Cover) scheitert an der Beat-Walze. Selbst „Rolling In The Deep“, angereichert durch ein wenig „Ain’t No Mountain High Enough“, wird zur Grenzerfahrung, geht aber noch gut. Stark hingegen: die Reggae-Version von „No One“, mit der sich Franklin vor Alicia Keys keineswegs verstecken muss (stimmlich sowieso nicht).
Am besten bleiben die Klassiker; ein abgedroschenes Klischee, das sich auf diesem Album aber erfüllt. Zu Etta James‘ „At Last“ lässt es sich wunderbar grooven, „You Keep Me Hangin‘ On“ von den Supremes kriegt sogar die Disco-Kurve und die entfesselte Version von „Midnight Train To Georgia“ ist eines der ganz großen Highlights der Diven-Songs. Richtig stark wird es erst zum Ende hin, wenn Aretha Franklin sich an „Nothing Compares 2 U“ wagt. Aus Sinéad O’Connors fragiler Ballade wird ein verspielter Jazz- / BeeBop-Track mit stilvollem Piano, lebhafter Trompete und ein wenig Scat-Gesang – alleine dafür lohnt sich der Kauf.
Was „Aretha Franklin Sings The Great Diva Classics“ fehlt, ist Souveränität. Nur selten kommt Aretha Franklin gegen Disco-Elemente und modernere Klänge an – ein Sound, der ihrer Stimme kaum entgegenkommt. Bewegt sie sich davon weg, bestimmt Franklin das Geschehen mit unnachahmlicher Leichtigkeit und jener Präsenz, die sie seit Jahrzehnten auszeichnet. Zwar muss man bei dieser Cover-Platte ab und an Gebrauch von der Skip-Taste machen, über weite Strecken – gerade bei klassischeren Tracks – besticht Aretha Franklin mit einnehmender Performance und ansprechenden musikalischen Ideen.
Sings The Great Diva Classics
VÖ: 24.10.2014
RCA Records (Sony Music)
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