Hodja – Halos

Hodja

Der verrückte Rock’n’Roll, den Hodja auf ihrem Debütalbum mit Blues, Soul und Gospel bombardierten, ist schon wieder passé. Das Trio mit Teilzeitkräften von Reverend Shine Snake Oil Co. denkt schon wieder mindestens drei Schritte weiter und kniet sich noch tiefer in den Blues rein. Wobei, so ganz stimmt das auch nicht. „Halos“ verzichtet auf eingängige Granaten und zäumt das sprichwörtliche Pferd stattdessen von hinten auf.

Dabei beginnt diese Platte so schön unschuldig mit dem Titeltrack „Halos“, einem kleinen Anknüpfungspunkt an die letzte Platte – schön mit luftleerem Raum und Atempausen inszeniert, aber gleichzeitig intensiv, bewegend, wirr. „Gazelles“ schlägt da schon deutlich schrägere Töne an, spielt mit Minimalismus und einer leicht entrückten Melodie, die von „Cheap Wine“, der einzigen richtigen Blues-Rock’n’Roll-Granate auf „Halos“, locker in den Schatten gestellt wird. Hodja spielen sich in einen Rausch, bevor es in den schrägen, unverständlichen Rest des Albums geht. Endlose Jams, beinahe avantgardistische Arrangements, ein komplett durchgeknallter Drummer und dazu der Frontmann, der sich für eine Reinkarnation von Screamin‘ Jay Hawkins hält. Ausmachen, das Ding ist gelaufen.

Und dann? Dann packt „Halos“ plötzlich zu, mit ungeahnter Wucht. Fünf, sechs Durchläufe drinnen, ergibt die einst wirre Mischung Sinn. Wie sich aus „No Tomorrow“ plötzlich süßliche Soul-Referenzen herauslösen. Wie „Communication“ Straßenkampf in eine Zeitlupenpredigt verwandelt. Wie „Every Time You Hang Your Coat“ Americana mit folkigem Minimalismus befeuert und dabei doch typisch Hodja bleibt. Zwischendurch packen sie für „Never Gonna Be Mine“ die forsche Gitarre aus und zittern sich durch eine süßliche Gesangsmelodie – Desert Sessions in Reinkultur. Was bitte passiert hier?

Abermals sorgen Hodja für Sprachlosigkeit, wenn auch unter komplett anderen Voraussetzungen. Zwei, drei Anknüpfungspunkte an ihr Debüt, dann verwandelt sich „Halos“ in eine entrückte, puristische Sinnsuche, eine Vintage-Tour durch post-urbane Auflösungserscheinungen. So ganz vermag man diese kunstvolle Reise nicht einzuordnen, egal wie oft man drüber-, nein, durchhört. Wer Hodja mit Oberflächlichkeit abstraft, braucht es gar nicht erst zu versuchen. Hier sitzt jeder Ton, auch wenn man es vielleicht nicht gleich merkt. Das Enigma „Halos“ ringt Respekt ab und läuft weiter, immer weiter.

Hodja - Halos

Halos
VÖ: 18.03.2016
Noisolution (Indigo)

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