Snake – Undreams

Snake
(c) Snake

Nach ihrem gefeierten Debütalbum „Cradle Of Snake“ supporteten Snake unter anderem Refused, erhielten einen schwedischen Indie-Award und schienen plötzlich zu verblassen. Eine natürliche Pause entwickelte sich zum scheinbaren mehrjährigen Stillstand, in dem sich die drei Musikerinnen aus Stockholm um diverse Solo- und Nebenschauplätze kümmerten. Tatsächlich begannen die Arbeiten am Nachfolger bereits 2017, inspiriert durch #MeToo. Entstanden ist eine relativ düstere Platte, die aus schwierigen Erfahrungen Kraft bezieht und das Gemeinsame betont. „Undreams“ stellt sich dem Leben und bemüht sich um Veränderungen.

Bereits im eröffnenden Titelsong ist diese beklemmende Düsternis mehr als deutlich erkennbar: „Undreams“ kommt schwer auf Touren, deutlich von Post-Punk-Schwerfälligkeit geprägt und doch so wunderbar aufwühlend. Die beißenden Vocals flirren über dem schleppenden Arrangement, duellieren sich mit der hoffnungslosen Gitarrenmelodie und ersticken den eigenen Frust durch schrubbendes Blei. „Shame And Blame“ rückt diesen Eindruck zunächst etwas in den Hintergrund, kommt ebenfalls nicht so recht auf Touren, wirkt dafür auf andere Weise aufbrausend. Synthetik kommt gut zur Geltung, die Stimmen überschlagen sich und sind am Ende so schräg und schief wie menschenmöglich, doch macht gerade das den Charme des Tracks aus.

Snake haben einfach keinen Bock auf Konventionen. Sie leben in einer hässlichen Welt, die ihnen stetig Steine in den Weg legt, und überwinden Hürden durch Zusammenhalt und Kampfgeist. Wie sich „Hibernate“ sechseinhalb Minuten lang in technoider Beklemmung windet und dennoch sofort ins Ohr geht, fasziniert. Hingegen bewegt sich „Lost Girl“ fast schon auf konventionellen Pfaden, die Punk mit New Wave verbinden wollen und zwischenzeitlich fast schon Harmonien aufkommen lassen. Hingegen drückt sich „Silence Violence“ stur nach vorne, haut mit wachsender Begeisterung auf Post- und Indie-Befindlichkeiten drauf, und landet damit Volltreffer am laufenden Band. „Smile“ kann zum Abschluss nur sarkastisch sein und geht wohl deswegen so prima auf.

Dann, nach 42 Minuten in Vinyl-Ideallänge, ist schon wieder Schluss, und das kann naturgemäß nur viel zu plötzlich sein. Snake vergeuden keine Zeit damit, Wohlfühlwelten aufzubauen, denn diese gibt es für sie nicht – warum also auf Nettigkeiten hoffen? „Undreams“ nennt die Dinge klar beim Namen, rappelt sich auf und gibt mit wachsender Begeisterung zurück. Das schwedische Trio hält durch und kommt in jeder Hinsicht stärker zurück. Begleitet von deutlich finstereren Klängen mit spürbarem Post-Punk- und New-Wave-Einschlag ergibt sich ein von vorne bis hinten packender, wichtiger Zweitling, dessen Selbstbewusstsein inspiriert und dessen Songs im Ohr bleiben.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 12.05.2022
Erhältlich über: Sounds Of Subterrania

Snake @ Home | @ Facebook
„Undreams“ @ Amazon kaufen