Wildhart – Shine

Wildhart

So ein klein wenig Hype hat sich an die Fersen von Wildhart geheftet. Mit ihrer Debüt-EP machten die drei Schweden auf sich und ihren atmosphärischen, aufwühlenden Electro-Pop aufmerksam. Über 100.000 Streams zählen aber nicht, denn jetzt geht es ans Eingemachte. „Shine“ ist das erste Album des Trios und vereint sechs brandneue Tracks mit dem bereits veröffentlichten Material. Gleichzeitig treten Wildhart den Beweis an, dass elektronische Popmusik auch warm und organisch klingen kann.

„Stuck In A Second“ war der Überflieger der ersten EP und wurde prominent in der zweite Albumhälfte platziert. Freilich kann man sich dem Charme dieses ganz besonderen Stückchens Popmusik nur schwer entziehen. Filigrane Welle für Welle entlädt sich, wobei der ausgesuchte Minimalismus des Songs sofort auffällt. Wildhart erzielen mit minimalem Einsatz maximalen Erfolg. Auch hier wirkt die Melodie eher unscheinbar, das Arrangement unspektakulär, doch die stimmliche Melange und warme, einladende Atmosphäre mit einem Hauch Robyn zieht sofort in ihren Bann.

Dabei beginnt das Album düster und aufwühlend: „Shake Off“ stürzt sich kopfüber in politische Gedankenspiele und lässt die Schweden ungewohnt laut, fordernd, ja sogar aufbrausend werden. Im direkten Anschluss blubbert „Heal“ herrlich geistesabwesend vor sich hin und ufert urplötzlich in kleine Noise-Attacken aus. Im krassen Gegensatz dazu sucht der siebenminütige Titelsong stets nach dem Sinn des Lebens, überschlägt sich dabei ein paar Mal und nimmt sich zwischendurch Zeit für emotionale, bewegende Momente. Wieder eine Tür weiter kollidiert der oberflächlich unterkühlt wirkende Ansatz von „Is It Possible“ mit jazzigen Synthis und Percussion.

Gewöhnungsbedürftig ist das, was Wildhart fabrizieren, durchaus, doch gerade diese unkonventionellen Herangehensweise an elektronische Populärmusik verbreitet steten Charme. „Shine“ lebt vor allem von seiner warmen, intensiven Atmosphäre und Arrangements, die angenehm anders ausfallen, die zwar die skandinavische Electro-Pop-Tradition aufgreifen, allerdings bevorzugt neue Akzente zwischen Minimalismus und kleinen Expeditionen setzen. Klingt sperrig, macht aber unheimlich Laune und setzt zugleich die hohe Qualität der bereits überraschend starken EP souverän fort.

Wildhart - Shine

Shine
VÖ: 11.11.2016
Gaphals (Cargo Records)

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