Green Day – Saviors

Green Day
(c) Alice Baxley

Polarisierend waren sie, die letzten Alben von Green Day. Die (Pop-)Punk-Ikonen bemühten sich nach „American Idiot“ mehr denn je um Experimente und hatten hörbar Spaß, mit verschiedenen Rock-Klängen zu spielen, doch fiel die Reaktion meist zwiegespalten aus. Vier Jahre nach „Father Of All Motherfuckers“ kehrt Rob Cavallo, der unter anderem für die Topseller „Dookie“ und eben „American Idiot“ verantwortlich war, auf den Produzentenstuhl zurück. Und auch musikalisch widmet sich das Trio wieder vermehrt poppigerem Punk, ohne dabei auf verschiedenste kreative Ausflüge zu verzichten. „Saviors“ markiert tatsächlich eine höchst willkommene Rückkehr zu starker Form.

Songs wie „Look Ma, No Brains!“ und „One Eyed Bastard“ erinnern an die besagten legendären Platten – mal drückend und scharfkantig, dann voller Melodien und hymnischem Drama. Vor allem zweiterer Song hätte sich prima im Idiot-Mikrokosmos geschlagen und geht mit Midtempo sowie pulsierendem Bass direkt ins Ohr. Gleichzeitig wollen Green Day die letzten Jahre auf keinen Fall komplett zu den Akten legen, wie vor allem die zweite Albumhälfte zeigt. Und doch stimmt dieses Mal das Qualitätslevel – ob das herrlich luftige „Suzie Chapstick“ mit Doowop- und Retro-Rock-Vibes oder das kraftvolle, zum Schluss hin gekonnt in Alternative-Gefilde abhebende „Fancy Sauce“.

Dass Billie Joe Armstrong mit dem Status Quo nicht zufrieden ist, zeigte bereits die erste Single. Das zugleich als Album-Opener gewählte „The American Dream Is Killing Me“, eigentlich bereits für die letzte Platte geschrieben, verbindet feisten Pop-Punk mit herrlichem Schmalz und bitterbösen Seitenhieben. „Strange Days Are Here To Stay“ seziert, wie sich das amerikanische Image sowie die weltpolitische Lage wandelte, speziell nach dem einschneidenden Jahr 2016, während „1981“ den noch weiteren Rückgriff sogar im Titel trägt und direkt mit persönlichem Flair versieht – ein kurzer, knackiger und verdammt kurzweiliger Track. Unterhaltsam gestaltet sich auch „Coma City“, einer der größten Ohrwürmer dieses Albums.

Es mag keine musikalische Revolution geworden sein, doch bekommt die Evolution auf Raten Green Day sehr, sehr gut. Obwohl „Saviors“ insgesamt zum Sound jener Platten zurückkehrt, die sie einst (erneut) populär machten, verwirft man keinesfalls alles, was sich in der Zwischenzeit zugetragen hat. Speziell die zweite Albumhälfte wagt mehr mit klassischem Rock, Alternative-Ausflügen und Grüßen aus der Garage. Nicht jeder der 15 Songs schlägt sofort ein, dafür gibt es keinen einzigen Ausfall. Doch nicht nur das: Neben manch einem Hit und kommenden Live-Favoriten stimmt der Gesamteindruck mehr denn je. Mit dem besten Album seit etwa 15 Jahren geben Green Day ein kurzweiliges, häufig begeisterndes Lebenszeichen ab.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 19.01.2024
Erhältlich über: Reprise Records (Warner Music)

Website: greenday.com
Facebook: www.facebook.com/GreenDay