The Murder Capital – When I Have Fears

The Human Capital
(c) Gav Ovoca

Zwei gefeierte Singles, Support-Slots für die Post-Punk-Bands der Stunde (Idles, Slaves, Fontaines D.C., Shame), mit Flood einen legendären Produzenten im Studio: Für The Murder Capital könnte es aktuell kaum besser laufen. In ihrer Heimatstadt Dublin verkauft das Quintett sämtliche Venues aus, seit Anfang des Jahres geht zudem ein Raunen durch die Hype-Presse. Ob die Iren tatsächlich das next big thing sind, muss nun das Debütalbum „When I Have Fears“ zeigen. Spoiler Alert: Fuck yeah.

Natürlich haben The Murder Capital große Schuhe zu füllen. Dass sie dazu absolut in der Lage sind, zeigen mehrere packende Überflieger. „Green & Blue“ könnte – sollte – man bereits kennen. Der Sechsminüter rollt langsam an, brodelt gar launisch vor sich hin und bezieht seine Kraft aus der Statik des herrlich lässigen, arschcool entfremdeten Düstersounds. Tatsächlich passiert relativ wenig, kleinere Variationen und verschrobene Melodien intensiveren die dramatische Atmosphäre, doch gerade in diesem Understatement steckt viel Kraft. Wenn es hingegen direkter und schroffer sein darf, passt „Feeling Fades“ prima. Schroffe Gitarren, die unverschämt treibende Rhythmusabteilung und beschwörende Gesangsgesten lassen das zickige Monstrum gleich mehrfach mutieren.

Allerdings spielen die Iren eben nicht nur geradlinigen Post Punk, sondern nehmen gerne auch ein wenig Indie, Noise und Gaze mit. Der Zweiteiler „Slowdance“ entlädt sich beispielsweise in Zeitlupe und experimentiert geschickt mit klassischen Post-Rock-Schemata, während „For Everything“ mit wütenden Eruptionen auftrumpft. Dicke Gitarrenwände, stoische Noise-Salven und konstante Unruhe verwirren im besten Sinne. Das kurze, geradlinige „Don’t Cling To Life“ gibt sich herrlich nervös und spielt geschickt mit schwer in Worte zu fassender Stimmung zwischen Noir und verkappter Hoffnung.

Eigentlich könnte so ziemlich jeder Song hier aufgelistet werden, der Gesamteindruck bliebe gleich: The Murder Capital lassen sich vom Hype genau gar nicht beeinflussen und liefern ein von vorne bis hinten stimmiges Album, das selbst in der aktuellen Flut an hochwertigen Post-Punk-Releases nicht untergeht. „When I Have Fears“ betont die finstere, missmutige Seite des Genres, die zugleich keineswegs um kleinere Experimente verlegen ist, dabei aber dennoch ins Ohr geht. In dieser Form werden die Iren nicht viel länger im Support-Slot verharren müssen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 16.08.2019
Erhältlich über: Human Season Records / ADA (Warner Music)

The Murder Capital @ Home | @ Facebook
„When I Have Fears“ @ Amazon kaufen