Carnival Youth – Good Luck

Carnival Youth
(c) Filips Smits

Wenn es um baltische Indie-Bands geht, steht der Name Carnival Youth in der Regel weit vorne. Das Trio aus Lettland konnte sich außerhalb der Heimat eine Art Kult-Gefolge erspielen dank drei spannender Platten und ausreichenden Tour- sowie Festival-Aktivitäten am ganzen Kontinent. Für „Good Luck“ konnten sie unter anderem Grammy-Gewinner Nicolas Vernhes ans Mischpult locken, das Mastering übernahm mit Greg Calbi ein weiteres musikalisches Idol. Im vergangenen Sommer im brasilianischen Sao Paulo aufgenommen, klingt diese vierte Platte irgendwie anders, letztlich aber auch nicht.

Das Grundgerüst – schmissiger Indie Pop/Rock mit mal treibenden, mal gefühlvollen Ausschlägen – bleibt erhalten. „Phantom Planet“ eröffnet mit verspielten und verschmitzten Tönen, leicht experimentellem Mittelteil und ordentlich guter Laune. Das erinnert stellenweise an das MGMT-Debüt, was nun wirklich nicht die schlechteste Referenz ist. Mehr Gitarren und verschrobene, beinahe psychedelische Ansätze folgen durch „Birthday“. Der Schalk lacht den Letten förmlich aus dem Nacken, das geschickte Einreißen und Wiederaufbauen des Arrangements kommt ähnlich gut.

Geradlinig ist an dieser Platte nichts, doch gerade das verleiht ihr entsprechende Langzeitwirkung. Wie „Two Monkeys“ immer wieder seine schroffen Gitarren aufbranden lässt und im richtigen Moment zurückpfeift, kommt gut. „Side By Side“, der überaus smoothe Rausschmeißer, spielt mit cheesy Muzak und taucht tief in Synthie-Untiefen ein, wohlweislich mit hypnotischer Wirkung. Schließlich verkehrt „Boys Do Cry“ die Erwartung an Geschlechterrollen ins Gegenteil mit Streichern aus der Konserve und poppigem Bounce, erinnert „Desktop“ ein wenig an Hard-Fi, spielt „Landlord (Die Alone)“ mit jüngerem Killers-Charme und einem Hauch von AWOLNATION.

Einmal mehr stellen Carnival Youth mehr Fragen, als sie Antworten im Gepäck haben. Konsequent verschließt sich „Good Luck“ vor jeglichen Kategorisierungsversuchen und führt selbst das Indie-Attribut stellenweise geradezu köstlich ad absurdum. Was auf dieser vierten Platte genau passiert, lässt sich erst nach mehreren Durchläufen erfassen, so schräg, schillernd und bunt gestaltet sich der jüngste Output des Trios. Und doch wirken die Letten ein Stück konzentrierter, gefasster, fast schon erwachsener. Es ist nicht nur die erwartet gute Platte geworden, „Good Luck“ ist schlicht und ergreifend toll. Und das auch jenseits des Baltikums.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 16.08.2019
Erhältlich über: Backseat (Soulfood Music)

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